Februar 2015

150212

ENERGIE-CHRONIK


Gasag-Chef muß wegen "unterschiedlicher Auffassungen zur Unternehmensführung" gehen

Der bisherige Vorstandsvorsitzende der Berliner Gasag, Stefan Grützmacher, hat sein Amt zum 28. Februar niederlegt. Der Grund dafür seien "unterschiedlicher Auffassungen zur Unternehmensführung", hieß es in einer Mitteilung des Unternehmens vom 29. Januar. Der Aufsichtsrat bedauere Grützmachers Entscheidung und bedanke sich ausdrücklich "für sein außerordentlich engagiertes und erfolgreiches Wirken". Zur Nachfolgerin sei Vera Gäde-Butzlaff ernannt worden.

Offensichtlich erfolgte der Rücktritts Grützmachers auf Drängen der Gasag-Eigentümer. Außerdem dürfte klar sein, daß er mit der derzeitigen Auseinandersetzung um die Rekommunalisierung der Berliner Gasversorgung zu tun. Der Gasag-Chef hatte erst neulich ein Urteil des Landgerichts erwirkt, mit dem die Konzessionsvergabe an die senatseigene "Berlin Energie" für ungültig erklärt wurde (141209).

Wollen Vattenfall und GDF Suez härtere Gangart bei Rekommunalisierungs-Verhandlungen?

Zunächst herrschte Unklarheit darüber, ob die Neubesetzung an der Spitze der Gasag eine Verbesserung des Verhältnisses zur Landesregierung oder vielmehr eine schärfere Gangart bezwecken soll. Zum Beispiel mutmaßte der "Tagesspiegel" am 30. Januar, daß es Grützmacher nicht gelungen sei, die nötige Nähe zum Berliner Senat aufzubauen: "Bei den Eigentümergesellschaften Vattenfall, E.ON und GDF Suez ist man nun offenbar zu der Überzeugung gelangt, daß mit Grützmacher an der Spitze kein Frieden mit dem Land Berlin mehr zu schließen ist." Am folgenden Tag berichtete dasselbe Blatt, daß die beiden Gasag-Aktionäre Vattenfall und GDF Suez, die über jeweils 31,6 Prozent der Aktien verfügen, schon seit Monaten "eher Konfrontation als Kooperation" gewollt und deshalb die Ablösung Grützmachers betrieben hätten. Der E.ON-Konzern – der mit 36,8 Prozent der dritte und größte Eigentümer ist – sowie die Arbeitnehmervertreter und der Senat hätten dagegen Grützmacher gestützt. "Als dann aber die Grützmacher-Gegner mit Gäde-Butzlaff eine überzeugende Nachfolgerin gefunden hatten und Grützmacher selbst auch nicht gegen zwei von drei Anteilseignern weitermachen wollte, einigte man sich auf einen Auflösungsvertrag."

Der 50-jährige Stefan Grützmacher war Geschäftsführer der Stadtwerke Solingen und Vorstandsvorsitzender der Stadtwerke Kiel, bevor er im Oktober 2012 Vorstandsvorsitzender der Gasag wurde. Die 60-jährige Juristin Vera Gäde-Butzlaff, die am 1. März seine Nachfolge antritt, war seit 2003 Vorstand sowie von 2007 bis 2014 Vorstandsvorsitzende der Berliner Stadtreinigung (BSR).

 

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