Juni 2014 |
140614 |
ENERGIE-CHRONIK |
Der Stromanbieter Lichtblick beendet den Vertrieb der "Zuhause-Kraftwerke", die er erstmals im September 2009 vorgestellt hatte (090902). Auslöser dafür ist offenbar, daß sich das Angebot weiterhin nur schleppend verkaufte (120710). Mit 1.500 Anlagen in knapp fünf Jahren blieb der Absatz weit hinter dem ursprünglichen Ziel zurück, insgesamt 100.000 dieser gasbefeuerten Mini-BHKW in deutschen Kellern installieren zu können.
In einer Pressemitteilung vom 28. Mai gab Lichtblick dem Geschäftspartner VW die Schuld an der Beendigung des Projekts. "Wir hätten sehr gern weitergemacht, denn wir sind von der Technologie überzeugt und sehen große Wachstumschancen im BHKW-Markt", erklärte der Vorstandsvorsitzende Heiko von Tschischwitz. VW habe jedoch wesentliche wirtschaftliche Vertragsvereinbarungen nicht eingehalten und dadurch den langfristigen Kooperationsvertrag scheitern lassen. "Letztendlich wollte VW uns Bedingungen diktieren, die vollkommen inakzeptabel sind." Man werde von VW Schadensersatz für das entgangene Geschäft verlangen.
Anscheinend wollte Volkswagen höhere Preise, weil das VW-Werk in Salzgitter, das die Geräte herstellt, ebenfalls unter dem schleppenden Absatz zu leiden hat. Um das Werk besser auszulasten, hatte der Produzent bereits die Schweinfurter Firma Senertec als weiteren Vertriebspartner ins Boot geholt. Senertec bietet die in Salzgitter gefertigten Mini-BHKW vom Typ "EcoBlue 2.0" seit über einem Jahr unter der Bezeichnung "Dachs Pro 20" an. Als Einsatzbereich werden ebenfalls große Mehrfamilienhäuser und Gewerbebetriebe genannt.
Lichtblick hatte die "Zuhause-Kraftwerke" zunächst nur auf Basis eines Contracting-Modells vertrieben, bei dem die Hauseigentümer, die ihre Keller zur Verfügung stellen, durch günstigen Strom- und Wärmebezug profitieren. Eine entsprechend dimensionierte Technik sorgt dafür, daß die Stromerzeugung (20 kW) zeitlich weitgehend unabhängig von der Inanspruchnahme der Wärmeleistung (34 kW) erfolgen kann. Die Mini-Blockheizkraftwerke können dadurch stromgeführt betrieben und per Fernsteuerung zu "virtuellen Kraftwerken" gebündet werden, um gezielt Spitzenlaststrom oder Regelenergie bereitzustellen. Von den bisher 1.500 installierten Anlagen werden nach Angaben von Lichtblick rund tausend auf diese Weise über ein zentrales Energiemanagement vom Firmensitz aus gesteuert. Die Gesamtleistung dieses "virtuellen Kraftwerks" ist bisher allerdings recht gering. Sie beträgt mit ungefähr 20 MW gerade mal ein Prozent der 2.000 MW, die ursprünglich angepeilt wurden.
Das von Lichtblick propagierte "Schwarmstrom"-Konzept erfüllte auch insofern die Erwartungen nicht, als die Preise für Spitzenlaststrom und Regelenergie auf Talfahrt gingen. Der geschäftliche Mißerfolg führte zu erheblichen Turbulenzen in der Chefetage des Unternehmens (120710). Aber auch dem neu berufenen Vorstandsvorsitzenden Heiko von Tschischwitz gelang es nicht, das alte Geschäftsmodell fortzuführen, da Abstriche an den Konditionen für den Strom- und Wärmebezug gegenüber den Contracting-Kunden kaum durchzusetzen waren. Im Oktober 2012 verabschiedete sich Lichtblick deshalb vom bisherigen Geschäftsmodelll. Die seitdem installierten Anlagen wurden zum Preis von 28.000 Euro verkauft, wobei die Erwerber zusätzlich einen Wartungsvertrag schließen oder die Vermarktung des Stroms Lichtblick überlassen konnten. Das Unternehmen versicherte, daß sich trotz der Aufgabe des Vertriebs für alle bisherigen Kunden der "Zuhause-Kraftwerke" nichts ändern werde.