Juli 2012 |
120710 |
ENERGIE-CHRONIK |
Das "Zuhause-Kraftwerk" des Ökostromanbieters LichtBlick verkauft sich weiterhin sehr schleppend. Seit der Vorstellung des Produkts im September 2009 (090902) wurde es nur etwas mehr als 500-mal in häuslichen Kellern installiert. Das ist weit entfernt von dem firmenoffiziell noch immer verfolgten Ziel, langfristig 100.000 solcher Mini-Blockheizkraftwerke abzusetzen und ihre Stromerzeugung per Fernsteuerung zu einem "virtuellen Großkraftwerk" zusammenzufassen (120408). Wie die "Frankfurter Allgemeine" am 26. Juli berichtete, hat der bisherige Mißerfolg des Konzepts auch zu erheblichen Turbulenzen in der Chefetage des Unternehmens geführt.
Dem Bericht zufolge hat die Entwicklung der Anlagen länger gedauert als geplant. Das Volkswagen-Werk in Salzgitter, das die Geräte herstellt, habe einige Komponenten nachbessern müssen. Hinzu habe der Ökostromanbieter seine internen Abläufe nicht hinreichend auf den neuen Geschäftsbereich umgestellt. Auf Betreiben des LichtBlick-Gründers Michael Saalfeld, dem das Unternehmen zu mehr als 70 Prozent gehört, habe deshalb der Vorstandsvorsitzende Christian Friege vor wenigen Wochen zurücktreten müssen. An seine Stelle rückte wieder der frühere Vorstandsvorsitzende Heiko von Tschischwitz, der an der LichtBlick AG mit 4,3 Prozent beteiligt ist. Tschischwitz habe das Projekt nun offenbar zur Chefsache erklärt. Durch die Zusammenführung von Technik, Vertrieb und Kundenbetreuung, die sich bisher zu wenig abstimmten und an verschiedene Vorstände berichteten, wolle er die firmeninterne Struktur effizienter gestalten. Außerdem sei die Aufstockung des Personals beabsichtigt.
LichtBlick reagierte auf den Bericht noch am selben Tag mit einer Pressemitteilung unter der Überschrift "Gelungener Markteinstieg mit ZuhauseKraftwerken". In Form eines fiktiven Gesprächs mit dem Vorstandsmitglied Gero Lücking wurden die oben erwähnten Punkte mehr oder weniger bestätigt, aber in einem positiven Licht dargestellt: Über 500 verkaufte Anlagen seien "ein gutes Zwischenergebnis für den Markteinstieg". Bei LichtBlick und VW habe Qualität Vorrang vor Schnelligkeit. Was die Zahl der installierten Anlagen angehe, halte man derzeit sogar selber "noch etwas den Fuß auf der Bremse", weil man zusammen mit VW eine neue Baureihe entwickele. Von dem ehemaligen Vorstandsvorsitzenden Friege habe man sich "aufgrund unterschiedlicher Ansichten zur strategischen Ausrichtung von LichtBlick im besten Einvernehmen getrennt".
In dem FAZ-Bericht hieß es auch, daß im LichtBlick-Hauptgeschäft mit "Ökostrom" die Zahl der belieferten Haushalte sei drei Jahren bei rund einer halben Million stagniere. In der Replik wurde das zwar nicht gerade dementiert, aber doch der Eindruck erweckt, als ob die Zahl der Kunden weiter gestiegen sei: Im vergangenen Jahr habe man "rund 10.000 neue Haushalte gewinnen können" und im Firmenbereich "über 14.000 neue Verträge schließen können". Zur tatsächlichen Entwicklung des Kundenstamms im Haushaltsbereich oder zur Zahl der beendeten Lieferverträge machte LichtBlick keine Angaben.