März 2014 |
140306 |
ENERGIE-CHRONIK |
Die baden-württembergische Landeshauptstadt Stuttgart wird ab 2019 mehrheitlich Eigentümerin ihrer Strom- und Gasversorgungsnetze sein und diese auch betreiben. Dies sieht ein Kooperationsmodell vor, das der Stadtrat am 13. März mit großer Mehrheit beschloß und das im vorangegangenen Bieterverfahren von der Energie Baden-Württemberg (EnBW) vorgeschlagen worden war. Der bisherige Konzessionsinhaber und Netzeigentümer EnBW bleibt dabei als technischer Partner an Bord und wird zu einem Viertel am Gesamtgeschäft beteiligt.
Zunächst wird für den Betrieb der Strom- und Gasnetze eine neue Gesellschaft gegründet, an der die EnBW mit 74,9 Prozent und die Stadt mit 25,1 Prozent beteiligt ist. Parallel dazu erwirbt eine Netzeigentumsgesellschaft, die zu 74,9 Prozent den neu gegründeten Stadtwerken Stuttgart GmbH (110610) gehört, vom Altkonzessionär EnBW das Eigentum an den Strom- und Gasnetzen. Anfang 2019 werden beide Unternehmen zu einer "Großen Netzgesellschaft" verschmolzen, die ebenfalls zu 74,9 Prozent der Stadt gehört.
Die Kosten für den Kauf des Dreiviertel-Eigentums an beiden Netzen schätzt die Stadt auf rund 100 Millionen Euro. Zugleich erwartet sie eine Rendite von durchschnittlich fünf Prozent.
Die Konzessionsverträge mit der EnBW sind Ende 2013 ausgelaufen. Die EnBW-Verteilnetztochter Netze BW GmbH, die Mitte 2012 die Nachfolge der früheren EnBW Regional GmbH angetreten hat, betreibt die Strom- und Gasnetze derzeit übergangsweise. Sie wird dies auf der Grundlage von "Interimspachtverträgen" auch weiterhin tun, bis die technische Entflechtung der Netze durchgeführt ist. Beim Stromnetz soll die Entflechtung bis 2016 und beim Gasnetz bis 2019 verwirklicht sein.
Nach vollzogener Entflechtung wird die gemeinsame Netzbetreibergesellschaft drei Jahre lang für den Betrieb des Stromnetzes zuständig sein, ehe sie diese Aufgabe an die "Große Netzgesellschaft" übergibt. Mit der Mehrheit der Anteile an der vorläufigen Betreibergesellschaft übernimmt die Netze BW GmbH auch die Verantwortung für den vertraglich vereinbarten Aufbau des Unternehmens und den sicheren Betrieb des Stromnetzes bis zum 1. Januar 2019. Falls es zu aufbaubedingten Verlusten kommt, muß sie diese ausgleichen. Mit der Verschmelzung der Netzeigentums- und der Netzbetreibergesellschaft zum 1. Januar 2019 geht auch die Verantwortung für den Betrieb des Gasversorgungsnetzes auf die so entstehende "Große Netzgesellschaft" über.
Neben der EnBW hatten die Stadtwerke Stuttgart GmbH, die Energieversorgung Schönau-Schwäbisch Hall GmbH sowie eine Bietergemeinschaft aus der Veolia Wasser GmbH, der Brauschweiger Versorgungs-AG & Co. KG (BS|Energy) und der LHI Leasing GmbH verbindliche Angebote abgegeben.