Februar 2014 |
140206 |
ENERGIE-CHRONIK |
Die seit 9. November 2010 bestehende Kopplung der Strom-Spotmärkte von Deutschland, Frankreich, Benelux und Skandinavien (101103) ist am 4. Februar intensiviert und erweitert worden: An die Stelle der bisherigen Verbünde für Zentralwesteuropa (CWE) und Nordeuropa (EMCC) trat ein einheitliches System für den Bereich "North-Western Europe" (NWE), in das nun auch Großbritannien und die baltischen Staaten einbezogen sind.
Die Marktkopplung umfasst damit 15 Länder: Belgien, Dänemark, Deutschland, Estland, Finnland, Frankreich, Großbritannien, Lettland, Litauen, Luxemburg, Niederlande, Norwegen, Polen, Schweden und Österreich. Nach Angaben der Europäischen Regulierungsbehörde (ACER) sollen in den kommenden Monaten auch die bereits integrierten Strommärkte von Portugal und Spanien (040111) der Nord-West-Europaregion beitreten. Ende des Jahres werden die Strommärkte von Italien und Slowenien folgen.
Die Marktkopplung bezweckt eine effizientere Nutzung der Engpässe zwischen den europäischen Regelblöcken, indem sie bei der vortägigen Börsen-Vermarktung die grenzüberschreitend gehandelten Strommengen mit dem Erwerb der dafür erforderlichen Übertragungskapazitäten kombiniert. Bei ausreichenden Kapazitäten an den Kuppelstellen der Regelblöcke ergeben sich gleiche Preise an den Strom-Spotmärkten der beteiligten Länder. Wenn die Nachfrage die Kapazität der grenzüberschreitenden Verbindungen übersteigt, kommt es zwar zu unterschiedlichen Strompreisen, doch wird mit dem höheren Strompreis zugleich die Lieferung gesichert.
Bisher hatten die beteiligten Strombörsen und Übertragungsnetzbetreiber die erforderlichen Daten für die Marktkopplung jeweils getrennt für CEW und EMCC geliefert, die ihrerseits über das Interim Tight Volume Coupling (ITVC) untereinander gekoppelt waren. Nun ersetzt ein einheitlicher Algorithmus das alte Verfahren, das aus Sicherheitsgründen aber noch zwei Monate zur Verfügung steht, falls Komplikationen auftreten sollten.
Das Marktkopplungs-Projekt wird von insgesamt 17 Unternehmen getragen. Auf der einen Seite sind das die vier Strombörsen APX, Belpex, Epex Spot und Nord Pool Spot. Ihre Kooperationspartner sind die 13 Übertragungsnetzbetreiber Amprion, 50Hertz und TransnetBW (Deutschland), Creos (Luxemburg), Elia (Belgien), Energinet (Dänemark), Fingrid (Finnland), National Grid (Großbritannien), RTE (Frankreich), Statnett (Norwegen), Svenska Kraftnät (Schweden) und Tennet B.V. (Niederlande).
Die Übertragungsnetzbetreiber Deutschlands, der Schweiz und der Niederlande
führen neuerdings die Ausschreibung für Primärregelleistung gemeinsam
durch. Wie sie am 16. Januar mitteilten, nutzt nun auch die niederländische
TenneT B.V. die gemeinsame Internetplattform, auf der die vier deutschen Übertragungsnetzbetreibern
seit 2007 ihren Bedarf an Regelleistung ausschreiben. Sie decke auf diese Weise
vorläufig 35 Megawatt ihres Gesamtbedarfs von 101 Megawatt. Die schweizerische
Swissgrid beschaffe sich schon seit 2012 auf diese Weise eine Teilmenge (25
MW) ihres Gesamtbedarfs an Primärregelenergie. Durch die sukzessive Zusammenführung
der niederländischen, schweizerischen und deutschen Märkte für
Primärregelleistung sei eine Verringerung der Regelleistungspreise und
damit eine Entlastung der Netznutzer zu erwarten.
Über die gemeinsame Internetplattform www.regelleistung.net werden der
Ausschreibungsbedarf veröffentlicht, die Angebotsabgabe abgewickelt und
die Anbieter über erteilte Zuschläge oder Absagen informiert. Zur
Ausschreibung sind alle präqualifizierten deutschen, Schweizer und niederländischen
Anbieter zugelassen, die einen entsprechenden Rahmenvertrag mit ihrem Übertragungsnetzbetreiber
abgeschlossen haben.