September 2013 |
130906 |
ENERGIE-CHRONIK |
Der Kurs der RWE-Aktie, der im Januar 2008 mit 100,64 Euro seinen Höchststand erreichte, sank bis August 2013 auf 20,74 Euro und damit auf ein Fünftel dieses Werts. Im September 2013 war wieder ein leichter Anstieg zu verzeichnen, der wohl auf die angekündigten Einsparungsmaßnahmen zurückzuführen war. Die Dividenden-Kürzung hat diesen Anstieg nur kurz unterbrochen. |
"Vor dem Hintergrund der verschlechterten Ertragsperspektiven in der konventionellen Stromerzeugung" beschloß der Vorstand des RWE-Konzerns am 19. September, die Dividende für 2013 auf einen Euro pro Aktie zu senken. Im Vorjahr waren es noch zwei Euro gewesen. Die dadurch gewonnen Mittel würden für den Schuldenabbau verwendet, erklärte der Vorstandsvorsitzende Peter Terium. Dies sei erforderlich, weil die Erträge aus der konventionellen Stromerzeugung auch künftig weiter sinken würden.
Terium machte zugleich deutlich, daß die Dividendenkürzung nur der Auftakt für weitere Einsparmaßnahmen ist: "Alle im Unternehmen werden ihren Beitrag zur langfristigen Sicherung der Finanzkraft leisten – und keineswegs nur die Eigentümer." Über zusätzliche Kostensenkungsmaßnahmen "einschließlich Beiträgen von Arbeitnehmern und Management" sowie über Investitionskürzungen werde der Vorstand am 14. November informieren, wenn er den Zwischenabschluß für die ersten drei Quartale 2013 vorlegt.
Dem Vernehmen nach sollen dem neuen Sparprogramm mit dem Titel "Neo" weitere 3000 Arbeitsplätze zum Opfer fallen, wobei der Kraftwerksbereich betroffen ist. Außerdem wolle die Konzernleitung den derzeit noch etwa 67.000 Beschäftigten eine dreijährige Nullrunde bei den Gehältern zumuten. Aufgrund einer im Februar dieses Jahres zwischen RWE und der Tarifgemeinschaft Energie getroffene Vereinbarung sind betriebsbedingte Kündigungen allerdings bis Ende 2014 nicht möglich. Außerdem wurde zum 1. Februar 2014 bereits eine Gehaltserhöhung um 1,75 Prozent vereinbart (130209). Auch danach bleibt fraglich, ob der Vorstand eine Nullrunde durchsetzen kann. "Die Beschäftigten werden nicht die Gewinne der Aktionäre finanzieren, das kommt nicht in die Tüte", warnte bereits der Vorstand der Gewerkschaft IG BCE. "Eine Nullrunde werden wir nicht mitmachen", hieß es auch seitens der Gewerkschaft Ver.di.
Infolge der Dividendenkürzung müssen allein die kommunalen Eigentümer, die zusammen 24 Prozent der RWE-Aktien besitzen, auf Einnahmen in Höhe von 150 Millionen Euro verzichten. So entgehen etwa Essen und Dortmund jeweils rund 19 Millionen Euro.
Zwecks Schuldenabbau will sich der RWE-Konzern nun sogar wieder von zwei Spezialschiffen trennen, die er erst im vorigen Jahr in Dienst gestellt hat, um Offshore-Windparks mit eigenem Gerät installieren zu können. Es handelt sich um die "Victoria Mathias" und die "Friedrich Ernestine", die nach zwei ehemaligen RWE-Zechen benannt wurden. Die Schiffe wurden für jeweils rund 100 Millionen Euro in Südkorea gebaut. Die RWE Innogy begründete den nun eingeleiteten Verkauf gegenüber der FAZ (21.9.) damit, daß der frühere Engpaß bei Offshore-Spezialgeräten nicht mehr bestehe. Der Betrieb eigener Installationsschiffe habe deshalb "keinen wertschöpfenden strategischen Stellenwert mehr".