Oktober 2012 |
121009 |
ENERGIE-CHRONIK |
Der Stadtrat von Minden beschloß am 25. Oktober die Neugründung von Stadtwerken, die ab April kommenden Jahres mit dem bisherigen Grundversorger E.ON Westfalen Weser konkurrieren sollen. Die benachbarten Stadtwerke Hameln leisten dabei Hilfe und übernehmen 49 Prozent der Geschäftsanteile. Als Partner hatte sich auch der zum Gelsenwasser-Konzern gehörende Versorger Westfalica aus Bad Oeynhausen beworben. Die Stadträte folgten jedoch der Empfehlung der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft BPG aus Krefeld und entschieden sich mit großer Mehrheit für die Stadtwerke Hameln, die schon seit längerem die Wiederbelebung der Stadtwerke Minden betreiben.
Die Stadtwerke Minden wurden vor zehn Jahren gegen den Widerstand einer Bürgerinitiative komplett an den Regionalversorger EMR (Elektrizitätswerk Minden-Ravensberg) verkauft, der bis dahin nur eine Minderheitsbeteiligung besaß (010606). Ein Jahr später fusionierte EMR mit den Regionalversorgern Wesertal und Pesag zur E.ON Westfalen-Weser AG (030708). Im August 2007 wurden die Stadtwerke rückwirkend zum Jahresbeginn auf die E.ON-Regionaltochter verschmolzen. Damit gab es sie nach über hundert Jahren auch als lokale Vertriebsmarke nicht mehr.
Im Herbst 2010 erlebten die "Mindener Stadtwerke GmbH" dann zumindest im Handelsregister ihre Wiederauferstehung. Es handelte sich um eine Gründung der Stadtwerke Hameln, die schon damals die Stadt Minden als Gesellschafter gewinnen und ab April 2011 mit dem Vertrieb von Strom und Gas beginnen wollten. Es ging dann aber langsamer voran. Zusätzlichen Auftrieb bekamen die Pläne durch die Absicht von E.ON, die Regionaltochter Westfalen-Weser den bisherigen kommunalen Minderheitsgesellschaftern zu verkaufen (120104).
Mit der Neugründung der Stadtwerke Minden erweitern die Stadtwerke Hameln zum dritten Mal ihren Geschäftsbereich ins Umland: Schon 2008 haben sie zusammen mit der französischen Veolia die Stadtwerke der zwanzig Kilometer entfernten Stadt Springe wiederbelebt, die sich Ende der achtziger Jahre aus dem Versorgungsgeschäft zurückgezogen hatten. Die E.ON Avacon, die damals auch die Stromkonzession abgeben mußte, behielt zwar vorerst die meisten Kunden und blieb deshalb Grundversorger. Inzwischen haben die neuen Stadtwerke aber so viele Kunden gewonnen, daß sie ab Januar 2013 sowohl bei Strom als auch bei Gas neuer Grundversorger werden. Mehrheitseigentümer ist mit 50,5 Prozent die Stadt Springe. Jeweils 16,5 Prozent halten als Betriebsführer die Stadtwerke Hameln, die Veolia Wasser und die BS Energy (früher Stadtwerke Braunschweig). Letztere gehören beide zum Veolia-Konzern, der sich beispielsweise auch an den Stadtwerken Pulheim mit einer solchen Doppelpack-Konstruktion beteiligt hat (100613).
Außerdem gründeten die Stadtwerke Hameln 2009 zusammen mit den Stadtwerken Rinteln die "Stadtwerke Weserbergland" als neuen Versorger für die Gemeinden im Umland. Bisher schlossen sich die Gemeinden Coppenbrügge, Salzhemmendorf und Auetal an. Sie übernahmen jeweils zehn Prozent der Gesellschafteranteile, wodurch sich die ursprünglich hälftige Beteiligung der Stadtwerke Rinteln entsprechend reduzierte. Die Stadtwerke Hameln blieben mit fünfzig Prozent beteiligt.