Februar 2012 |
120206 |
ENERGIE-CHRONIK |
Nach dem Rekord des Jahres 2002 ging der jährliche Zubau an Windkraftleistung auf etwa 2000 MW zurück. Das änderte aber nichts am kontinuierlichen Anstieg der insgesamt installierten WKA-Leistung (schwarz), der Anzahl der Anlagen (orange) und der Durchschnittsleistung neu installierter Anlagen (gelb). Die Zahlenwerte zu den hier gezeigten Kurven sind Tabelle 2 zu entnehmen. |
Die Erzeugungskapazität der deutschen Windkraftanlagen hat im vergangenen Jahr um knapp sieben Prozent weiter zugenommen. Dies ergibt sich aus neuesten Zahlen des Deutschen Windenergie-Instituts (DEWI). Demnach erhöhte sich die gesamte installierte Nennleistung von 27.215 auf 29.075 Megawatt (MW). Der Zubau war mit 2.700 MW um rund 30 Prozent höher als 2010 (1.551 MW) und übertraf auch den der drei Jahre davor. Die installierte Gesamtleistung entfiel aber weiterhin zu fast hundert Prozent auf landgestützte Anlagen. Offshore-Anlagen stellten mit 203 MW gerade mal 0,7 Prozent der einspeisungsfähigen Erzeugungskapazität.
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In der DEWI-Statistik werden Offshore-Kapazitäten vor der deutschen Küste bereits für 2008 (mit 12 MW) und für 2009 (mit 60 MW) genannt. Dabei handelte es sich aber nicht um Anlagen, die tatsächlich zur Stromversorgung beitrugen, da alle drei Offshore-Windparks, die bisher in Betrieb sind, erst 2010 bzw. 2011 ans Netz angeschlossen wurden: Als erster wurde "alpha ventus" (60 MW) im April 2010 offiziell eröffnet (100413). Ende 2010 begann "Bard 1" nordöstlich von Borkum mit der Stromerzeugung. Hinzu kam im Frühjahr 2011 "Baltic 1" (48 MW) als erster Windpark in der Ostsee (110508). Bei "alpha ventus" und "Baltic 1" erfolgt der Stromtransport zum Festland jeweils über ein rund 60 Kilometer langes Wechselstromkabel. Bei "Bard 1" ist die Entfernung zum Festland mit 200 Kilometern erheblich länger und wird deshalb per Hochspannungs-Gleichstromübertragung (HGÜ) überbrückt.
Bei den genannten drei Offshore-Anlagen blieb es auch im vergangenen Jahr. Durch den weiteren Ausbau von "Bard 1" – am Ende sollen es 80 Anlagen mit insgesamt 400 MW sein - erhöhte sich die in der DEWI-Statistik für die Nordsee ausgewiesene Offshore-Leistung jedoch gegenüber dem Vorjahr von 120 auf 155 MW.
Fast parallel zur Wachstumskurve der Anzahl an Windkraftanlagen stieg bisher auch jedes Jahr die durchschnittliche Leistung der neu installierten Anlagen (siehe Grafik 1). Im vergangenen Jahr betrug die Nennleistung neuer Anlagen im Durchschnitt 2,24 MW. Das war doppelt soviel wie im Jahr 2000 (1.114 Kilowatt) und fast das Vierzehnfache des Standes von 1990, als die durchschnittliche Leistung der neu errichteten Windkraftanlagen erst bei 164 Kilowatt lag.
Während 2010 noch die Hälfte der neuen Anlagen der 2-MW-Klasse angehörte,
verlagerte sich im vergangenen Jahr der Schwerpunkt in den darüber liegenden
Bereich. Normalfall ist nun eine Leistung von 2,1 bis 2,9 MW. Besonders stark
war der Zuwachs im Bereich 3 bis 3,6 MW (siehe Tabelle 1).
Die durchschnittliche Leistung neuer Windkraftanlagen beträgt also bald
3 MW und damit soviel wie die seinerzeit bestaunte Nennleistung des "Growian",
der 1983 als weltweit größte Windkraftanlage in Betrieb ging. Der
Growian (Abkürzung für "Große Windenergie-Anlage")
wurde mit Forschungsgeldern der Bundesregierung errichtet, um die Technologie
der Windstromerzeugung aus dem Kilowatt- in den Megawattbereich zu katapultieren.
Meistens stand die Anlage aber still. Sie erwies sich als so unausgereift und
störanfällig, daß man sie nach Beendigung des Forschungsprojektes
im Sommer 1987 wieder abriß.
Nach dem Scheitern des Growian-Projektes beschränkte sich die Windstromerzeugung
zunächst auf kleinere Anlagen mit 25 bis 300 kW, die mit ihrer ausgereiften
Technik weniger störanfällig waren. Zum Beispiel umfaßte der
erste deutsche Windenergiepark "Westküste", der im August 1987
auf dem Gelände des mittlerweile abgebauten "Growian" eingeweiht
wurde, insgesamt 30 Anlagen mit einer Gesamtleistung von 1 MW. Dreizehn Jahre
später war das die durchschnittliche Leistung einer einzigen neuen Anlage.
Und heute ist die Growian-Leistung von 3 MW bereits der Normalfall. Ganz große
Anlagen, wie sie vor allem für den Offshore-Betrieb konzipiert werden,
verfügen sogar bereits über 6 MW.
Die beiden Hersteller Enercon und Vestas, die in Deutschland seit jeher mehr als die Hälfte des Marktes beherrschen, konnte ihre Position im vergangenen Jahr noch ausbauen und waren mit vier Fünftel am Leistungszuwachs beteiligt (siehe Grafik 2). Dabei entfällt allein auf Enercon seit fünf Jahren mehr als die Hälfte des Marktes, was wohl auch damit zu tun hat, daß sich dieser Hersteller erfolgreich auf Anlagen mit Ringgeneratoren spezialisiert hat, die ohne Getriebe auskommen. Die anfänglichen Probleme mit den schwereren Generatorköpfen (990326) scheinen überwunden zu sein. Einen größeren Marktanteil hält außerdem seit jeher Repower. Der Rest entfiel auf Nordex, den Offshore-Spezialisten Bard und sonstige.
Die in Deutschland ansässigen Hersteller von Windkraftanlagen bestreiten nur etwa ein Drittel ihres Umsatzes auf dem inländischen Markt. Nach letzten Angaben lag 2010 die Exportquote bei 66 Prozent. Die Stärke in Deutschland läßt nur bedingt Rückschlüsse auf weltweite Marktanteile zu. So hatte die Siemens Wind Power, die in der DEWI-Statistik 2011 unter "sonstige" fällt, bereits 2007 einen weltweiten Marktanteil von 6 Prozent gegenüber nur 3,5 Prozent in Deutschland (081015).
Der Windkraftanlagenbauer Repower Systems SE darf seinen Namen, den er eigentlich bis Ende 2012 hätte ändern müssen (110913), noch ein Jahr länger behalten. Wie die schweizerische Repower AG am 7. Februar mitteilt, hat sie die Lizenz zur Führung dieses Firmennamens um ein Jahr verlängert. Der Windkraftanlagenbauer, der seit einigen Monaten komplett dem indischen Suzlon-Konzern gehört (110913), soll dadurch mehr Zeit zur Durchführung der Namensänderung erhalten. Die Vereinbarung umfaßt auch die weitere Führung der Webadresse www.repower.de. Der schweizerische Energieversorger ist dagegen unter der Adresse www.repower.com und seine deutsche Tochter unter www.energie.repower.com zu erreichen.
Die 2010 und 2011 neu errichteten Windkraftanlagen nach Leistungsklassen (Quelle: DEWI)
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Anzahl der neu errichteten Anlagen | < 5 MW | 1,5 - 1,8 MW | 2 MW | 2,1 - 2,9 MW | 3 - 3,6 MW | >=5 MW | |
2010 | 754 | 12,9 % | 1,2 % | 49,7 % | 32,1 % | 1,7 % | 2,4 % |
2011 | 895 | 7,2 % | 1,5 % | 26,4 % | 54,0 % | 9,8 % | 1,2 |
Installierte Anzahl und Nennleistung von Windkraftanlagen (WKA) in Deutschland 1990 bis 2011 (Quelle: DEWI)
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Jahr | Anzahl WKA insgesamt | Installierte Leistung aller WKA in MW | Zubau von WKA pro Jahr | Zuwachs an installierter Leistung pro Jahr in MW | Installierte Durchschnittsleistung neuer Anlagen pro Jahr in kW |
1990 | 405 | 55,06 | 228 | 36,53 | 164,3 |
1991 | 700 | 105,9 | 295 | 50,85 | 168,8 |
1992 | 1.084 | 173,74 | 399 | 68,29 | 178,6 |
1993 | 1.675 | 325,74 | 591 | 152 | 255,8 |
1994 | 2.467 | 618,35 | 792 | 292,61 | 370,6 |
1995 | 3.528 | 1.120,87 | 1.062 | 503,72 | 472,2 |
1996 | 4.326 | 1.549,04 | 806 | 427,64 | 530,5 |
1997 | 5.178 | 2.088,52 | 853 | 533,62 | 628,9 |
1998 | 6.185 | 2.876,83 | 1.010 | 793,46 | 785,6 |
1999 | 7.864 | 4.435,45 | 1.676 | 1.567,68 | 935,37 |
2000 | 9.351 | 6.096,81 | 1.495 | 1.665,26 | 1.113,80 |
2001 | 11.415 | 8.750,25 | 2.079 | 2.658,96 | 1.278,96 |
2002 | 13.739 | 11.988,71 | 2.321 | 3.239,96 | 1.395,93 |
2003 | 15.371 | 14.604,36 | 1.703 | 2.644,53 | 1.552,87 |
2004 | 16.518 | 16.623,14 | 1.201 | 2.036,90 | 1.696,00 |
2005 | 17.474 | 18.390,01 | 1.049 | 1.807,77 | 1.723,33 |
2006 | 18.578 | 20.578,53 | 1.208 | 2.233,13 | 1.848,62 |
2007 | 19.344 | 22.194,03 | 883 | 1.666,81 | 1.887,67 |
2008 | 20.147 | 23.825,59 | 863 | 1.657,12 | 1.920,19 |
2009 | 20.965 | 25.703,11 | 951 | 1.915,80 | 2.014,51 |
2010 | 21.572 | 27.190,62 | 755 | 1.556,03 | 2.060,97 |
2011 | 22.297 | 29.075,02 | 895 | 2.007,42 | 2.242,93 |