Mai 2009 |
090514 |
ENERGIE-CHRONIK |
Die von RWE geplante neue Tochter für Energieeffizienz und Energiedienstleistungen (090205) wird wesentlich bescheidenere Ausmaße haben als dies dem Konzernchef Jürgen Großmann ursprünglich vorschwebte. Der Chef der Deutschen Energie-Agentur (Dena), Stephan Kohler, dem Großmann die Leitung der neuen RWE-Tochter übertragen wollte (090215), ließ deshalb seine bereits vereinbarte Anstellung als Leiter der neuen Konzerngesellschaft annullieren und zog es vor, seinen bisherigen Posten beizubehalten. Offiziell begründete Kohler seinen Rückzieher mit dem Wunsch, "in der jetzigen, politisch wie wirtschaftlich schwierigen Situation und bei den anstehenden neuen Aufgaben in der dena weiter die Verantwortung zu übernehmen".
Wie die "Süddeutsche Zeitung" (19.5.) aufgrund von Informationen aus der Essener Konzern-Zentrale berichtete, scheiterte Großmann mit seinen großangelegten Plänen am Veto des neuen Vorstandsmitglieds Rolf Martin Schmitz, der seit Mai für das deutsche Erzeugungs-, Netz- und Vertriebsgeschäft verantwortlich ist (090205) und intern bereits als Nachfolger von Großmann gehandelt werde. Die Konzernspitze habe den Dena-Chef damit umworben, die neue Gesellschaft mit einigen hundert Beschäftigten ähnlich großzügig mit Personal und Finanzen auszustatten wie die Anfang 2008 gegründete RWE-Tochter Innogy (071114) mit ihren 600 Mitarbeitern. Sogar eine eigene Vertriebsmannschaft sei im Gespräch gewesen. Schmitz habe aber offenbar keinerlei Kompetenzen an Kohler abtreten wollen. Mitglieder der Chefetage hätten es ohnehin für überflüssig gehalten, überhaupt eine eigene Effizienz-Tochtergesellschaft zu gründen.
Bei einem vertraulichen Gespräch habe ein Mitglied des RWE-Vorstands dem Dena-Chef
dann klargemacht, daß er bestenfalls eine Art "Denkfabrik" mit etwa
30 bis 40 Mitarbeitern leiten werde. Kohler scheint dies als Abstieg gegenüber
der Dena empfunden zu haben, wo ihm immerhin 130 Mitarbeiter unterstehen. Am 4. Mai
teilte RWE mit, daß er Chef der Dena bleibe und den Vorstand gebeten habe, "ihn
von seinen im Februar 2009 bei RWE eingegangenen Verpflichtungen zu entbinden".
Die Gründung der neuen RWE-Effizienzgesellschaft werde aber wie geplant zum 1.
Juli erfolgen.