Juni 2007

070612

ENERGIE-CHRONIK


Italien hilft Rußland bei Durchkreuzung der EU-Gasstrategie

Rußland bemüht sich weiterhin, die EU-Strategie für eine größere Unabhängigkeit von russischen Gaslieferungen zu durchkreuzen. Am 23. Juni gab der Staatskonzern Gazprom die Absicht bekannt, eine 900 Kilometer lange Gaspipeline durchs Schwarze Meer zu bauen, die in Bulgarien anlanden soll, um über zwei Stränge in Richtung Westeuropa weitergeführt zu werden (siehe Karte). Vorerst soll eine Machbarkeitsstudie erstellt werden. Als Partner fungiert dabei der italienische Öl- und Gaskonzern ENI, mit dem Gazprom im November 2006 ein Abkommen über strategische Zusammenarbeit schloß und der sich in Absprache mit Gazprom eben erst an der Ausschlachtung des Yukos-Konzerns beteiligt hat (070611). Der italienische Konzern, dessen größter Aktionär der italienische Staat ist, hilft somit Gazprom bei der Torpedierung des Projekts "Nabucco", mit dem die EU Rußland umgehen und die Abhängigkeit von russischen Förderquellen verringern möchte (060605).

Gazprom und ENI sind bereits über "Blue Stream" verbandelt

Gazprom betreibt bereits gemeinsam mit ENI die Pipeline "Blue Stream", die von Rußland durchs Schwarze Meer in die Türkei führt und im November 2005 im Beisein der Regierungschefs Rußlands, Italiens und der Türkei eröffnet wurde (siehe Karte). Ursprünglich wurde erwogen, diese Pipeline, die derzeit in Ankara endet, durchs Mittelmeer bis nach Italien zu verlängern. Nun soll die in Bulgarien anlandende Schwarzmeer-Pipeline einen Strang nach Süditalien bekommen, der auch Griechenland und Bulgarien versorgen könnte, während ein nordwestlicher Strang in Richtung Slowenien und Österreich führt. In Österreich hat sich Gazprom unlängst mit dem Energiekonzern OMV arrangiert und die Beteiligung am "Central European Gas Hub" gesichert (070507).

BASF und E.ON ermöglichen die Umgehung der osteuropäischen Länder

Als wichtige Türöffner für Gazprom im westeuropäischen Markt fungieren ferner die deutschen Konzerne BASF (060403) und E.ON (060703), die dem russischen Staatsmonopolisten vor allem den Bau einer Gaspipeline durch die Ostsee zur Umgehung der Ukraine und Weißrußlands sowie der anderen osteuropäischen Staaten ermöglichen (050902). Der ehemalige Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD), der dieses Projekt in seiner Amtszeit gemeinsam mit Kremlchef Putin protegierte und gegen den Widerstand der osteuropäischen EU-Staaten durchsetzte, wurde kurz nach seiner Abwahl im Jahr 2005 Aufsichtsratsvorsitzender der von Gazprom, BASF und E.ON gegründeten Projektgesellschaft (051202).