Mai 2004 |
040504 |
ENERGIE-CHRONIK |
Die RWE AG werde sich mit 25 bis 35 Prozent wieder an der Steag beteiligen, kündigte RAG-Chef Werner Müller am 19. Mai auf der Bilanzpressekonferenz seines Unternehmens an. Der Steinkohleverstromer, der vor einem Jahr noch auf der Verkaufsliste stand (030403), soll nun zur neuen Energiesäule des RAG-Konzerns ausgebaut werden. Die RAG Saarberg, die ebenfalls verkauft werden sollte (031013), wird mit der Steag zusammengelegt. Dagegen wird das internationale Geschäft der Steag mit dem Errichten und Betreiben von Kraftwerken im Ausland ( 040210) künftig als getrenntes Unternehmen geführt.
Die neue strategische Ausrichtung des RAG-Konzerns auf Ausbau statt Verkauf des Energiegeschäfts war im März vom Aufsichtsrat gebilligt worden (040310). Mit dem Erwerb der angebotenen Minderheitsbeteiligung an der Steag verhindert der RWE-Konzern den Einstieg von Konkurrenten wie Gaz de France und Electrabel in den Kern seines Versorgungsgebiets an Ruhr und Saar. RWE ist traditionell der wichtigste Kunde der Steag und nimmt vier Fünftel des von ihr erzeugten Stromes ab. Auch zur RAG Saarberg als künftigem Bestandteil der Steag hat RWE enge Beziehungen (020108).
RWE besaß bis Ende 2001 eine Minderheitsbeteiligung an der Steag, die dann zusammen mit der Beteiligung von E.ON an den Mehrheitsaktionär RAG verkauft wurde (011207). Die RAG gehört ihrerseits zu rund 40 Prozent E.ON und zu 30 Prozent RWE. Daß der Aufsichtsrat den Wiedereinstieg von RWE bei der Steag einstimmig billigte, läßt sich als Anzeichen eines "Burgfriedens" zwischen den beiden größten deutschen Energiekonzernen werten.
Die Steinkohlen-Elektrizität AG (Steag) entstand
1937 als Verstromungsunternehmen des Ruhrbergbaues, das industrielle Großabnehmer
belieferte und den übrigen Strom ins Netz des RWE einspeiste. Im sogenannten
Steag-Vertrag von 1950 verzichtete das RWE auf die Errichtung eigener Steinkohlekraftwerke,
während sich der Ruhrbergbau verpflichtete, kein eigenes Hochspannungsnetz
aufzubauen. Die Steag betreibt heute Kraftwerke an den Standorten Voerde,
Walsum, Herne, Lünen, Bergkamen und Leuna. Sie verfügt über
Genehmigungen für den Neubau von Kraftwerken, die RWE wegen des Ausstiegs
aus der Kernenergie gut brauchen kann. Nach der Zusammenlegung mit RAG
Saarberg wird sie als fünftgrößter deutscher Energiekonzern
rund acht Prozent der Stromerzeugung abdecken.