Oktober 2003

031013

ENERGIE-CHRONIK


RAG Saarberg organisiert erstes "virtuelles Regelkraftwerk"

Seit Anfang September bieten 15 industrielle und kommunale Kraftwerke gemeinsam Regelenergie an. Der Kraftwerkspool besteht hauptsächlich aus KWK-Anlagen und verfügt zusammen über eine Regelleistung von 140 MW. Davon werden konstant 30 bis 40 MW den vier Regelzonenbetreibern RWE, E.ON, Vattenfall und EnBW angeboten. Die Teilnahme an dem Pool setzt voraus, daß eine Leistung von mindestens 1 MW zumindest tageweise zur Verfügung steht, in maximal sieben bis acht Minuten mit hundertprozentiger Arbeitsverfügbarkeit ans Netz gebracht werden kann und mindestens vier Stunden geliefert werden kann. Es ist unerheblich, ob die Leistung durch Hochfahren eines Kraftwerks oder durch Absenkung einer Verbraucherlast erzeugt wird. Die Mitglieder des Pools bekommen das Vorhalten von Regelleistung auch dann vergütet, wenn die Leistung gar nicht benötigt bzw. als Arbeit abgerufen wird.

Organisiert wird dieses erste "virtuelle Regelkraftwerk" von den beiden Saarbrückener Unternehmen SFW GmbH und SaarEnergie GmbH. Die SWF GmbH ist die Fernwärme- und die SaarEnergie die Kraftwerkstochter der RAG Saarberg, die ihrerseits zum RAG-Konzern gehört, dessen Großaktionäre E.ON (knapp 40 Prozent) und RWE (30 Prozent) sind (011207). Anfang 2002 hatte die RAG Saarberg mitgeteilt, daß sie künftig verstärkt mit RWE-Unternehmen zusammenarbeiten werde (020108).

Anscheinend ist die Bereitschaft der vier Regelzonenbetreiber, von diesem Angebot Gebrauch zu machen, recht unterschiedlich ausgeprägt. In der "Zeitung für Kommunale Wirtschaft" (11.10.) berichtete ein Mitarbeiter der SaarEnergie von Schwierigkeiten mit einem "ostdeutschen Übertragungsnetzbetreiber", der die Marktteilnahme des Pools durch unternehmensspezifische Auslegungen bzw. Ergänzungen des "TransmissionCode" erschwere. Um die Diskriminierung von Marktteilnehmern zu verhindern, seien deshalb präzisere und allgemeingültige Verfahrensstandards notwendig,

RWE an RAG Saarberg interessiert

Der RAG-Konzern hatte im März 2003 mitgeteilt, daß er sein Energieschäft mit den Konzernen RAG Saarberg und Steag verkaufen wolle, um sich künftig auf Bergbau und Immobilien sowie den Chemiebereich mit der neu erworbenen Degussa zu konzentrieren (030403). Für die Übernahme der RAG Saarberg interessiert sich inzwischen ein Konsortium aus dem saarländischen Regionalversorger VSE, den Ludwigshafener Pfalzwerken und der Saar LB. Bei VSE handelt es sich um eine Tochter und bei den Pfalzwerken um ein Beteiligungsunternehmen des RWE-Konzerns. Laut "Frankfurter Allgemeine" (22.9.) ist inzwischen allerdings zweifelhaft, ob der RAG-Konzern seine Töchter tatsächlich verkaufen will. Saarberg und Steag seien beide so profitabel, daß die Konzernmutter die Kosten der Degussa-Übernahme auch aus deren Erträgen finanzieren könne.

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