August 2003

030813

ENERGIE-CHRONIK


Kontroverse um Windkraft und Energie-Mix

Vor dem Hintergrund der EEG-Novellierung (030803) sowie der hitzebedingten Stromknappheit (030801) und des medialen "Sommerlochs" kam es im August zu einer Kontroverse um den Stellenwert der erneuerbaren Energien im deutschen Energie-Mix. Speziell ging es dabei um die Windenergie, die inzwischen dank der großzügigen Subventionierung durch das EEG zwar rund drei Prozent der Stromerzeugung beisteuert, aber aufgrund ihrer Unstetigkeit steigende Regelprobleme bereitet und nur zu einem sehr geringen Teil die Einsparung anderer Kraftwerkskapazitäten ermöglicht.

Auf politischer Ebene legte sich Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) mit Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Grüne) an, indem er Änderungen an dessen Entwurf zur Novellierung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes verlangte. Clement hält die Förderung der Windkraft für zu hoch. Es dürfe keine "Abzocke" geben. Er will vor allem große Windparks vor der Küste fördern und die Subventionen für windarme Standorte streichen. Zugleich setzte sich Clement erneut für die Kohle als künftig wichtigsten Energieträger in Deutschland ein (Handelsblatt, 26.8.).

Clements Haltung stößt allerdings auch in der SPD auf Widerstand, wobei zum Teil die Besorgnis im Vordergrund steht, er könne einen energiepolitischen Grundsatzstreit innerhalb der Koalition entfachen. "Wir dürfen die Diskussion nicht auf die Frage Kohle oder Windenergie verengen", warnte der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Michael Müller (FTD, 27.8.).

Die "Bild-Zeitung" (25.8.) nahm den Streit zwischen Clement und Trittin zum Anlaß für die Schlagzeile "Wer stopft sich bei der Windkraft die Taschen voll?", wobei sie die Kosten der Windkraft-Subventionierung mit der Gesamtbelastung durch das EEG vermengte und sichtlich den "Abzocke"-Vorwurf von Minister Clement favorisierte. In "Bild am Sonntag" (24.8.) durfte dafür Minister Trittin einen Gast-Kommentar zugunsten der Windkraft schreiben. Die "Berliner Zeitung" (26.8.) warf Clement "Befangenheit" in alten Denkweisen vor. "Die Welt" (25.8.) hielt dagegen Trittins Vorstellung, den Anteil regenerativer Energien immer weiter erhöhen zu können, für "aberwitzig"

EEG-Strom wurde 2002 mit durchschnittlich 8,9 Cent/kWh vergütet

Die Einspeisungsvergütung für Strom aus erneuerbaren Energien gemäß EEG belief sich im Jahre 2002 auf durchschnittlich 8,9 Cent/kWh. Dies teilte der Verband der Elektrizitätswirtschaft (VDEW) am 25. August mit. Sie sei damit dreieinhalb mal so hoch gewesen wie der Marktwert des Stroms von 2,5 Cent/kWh. Die Gesamtbelastung der Stromkunden durch das EEG bzw. das frühere Stromeinspeisungsgesetz bezifferte der VDEW folgendermaßen:

1998 0,28 Milliarden Euro
1999 0,26 Milliarden Euro
2000 0,86 Milliarden Euro
2001 1,18 Milliarden Euro
2002 1,65 Milliarden Euro
2003* 1,94 Milliarden Euro

* geschätzt