April 2003 |
030409 |
ENERGIE-CHRONIK |
Der Normalbetrieb von Kernkraftwerken führt nicht zu einem erhöhten Risiko, an Leukämien und Lymphomen zu erkranken. Zu diesem Ergebnis gelangt eine Studie, die von den Landesregierungen Niedersachsen und Schleswig-Holstein am 9. April 2003 veröffentlicht wurde. Die Studie war von den beiden Ländern im November 1996 in Auftrag gegeben worden, nachdem das Kernkraftwerk Krümmel wiederholt verdächtigt worden war, die Ursache einer Häufung von Leukämie-Erkrankungen in der Elbmarsch zu sein (961115). Sie wurde vom Bremer Institut für Präventionsforschung und Sozialmedizin (BIPS) unter Leitung von Eberhard Greiser durchgeführt und von einem international besetzten epidemiologischen Fachbeirat begleitet. Der jetzige Befund entspricht im wesentlichen dem einer früheren Greiser-Studie (940916, 950415) sowie von Untersuchungen, die der Mainzer Mediziner Jörg Michaelis auf der Grundlage des in seinem Institut geführten deutschen Kinderkrebsregisters durchführte (971111, 920208). Die zusätzliche Studie kostete 3,1 Millionen Euro.
Die Studie enthält allerdings Hinweise, daß
die Anwendung von Insektiziden und Holzschutzmitteln in privaten Haushalten
für Erwachsene das Risiko erhöht, an Leukämie oder Lymphdrüsenkrebs
zu erkranken. Ferner haben Männer, die in der Nähe von Baumschulen
leben, wegen der dort eingesetzten Pestizide ein leicht erhöhtes Risiko,
an einem speziellen Lymphom zu erkranken. Ein erhöhtes Lymphom-Risiko
haben möglicherweise auch Männer, die bis zu hundert Metern von
Hochspannungsleitungen entfernt leben. Wie es in der Pressemitteilung der
beiden Landesregierungen heißt, steht dieser Befund "in einem gewissen
Widerspruch zur internationalen epidemiologischen Datenlage, nach der eine
Risikoerhöhung eher bei den nicht-lymphatischen Krankheitsbildern
zu erwarten gewesen wäre".