November 1997 |
971111 |
ENERGIE-CHRONIK |
Auch in einem Umkreis von fünf Kilometern um Kernkraftwerke läßt sich kein erhöhtes Leukämie-Risiko für Kinder feststellen. Dieses Ergebnis erbrachte eine zweite Studie, die der Leiter des Instituts für Medizinische Statistik und Dokumentation in Mainz, Jörg Michaelis, auf der Grundlage des in seinem Institut geführten deutschen Kinderkrebsregisters durchführte. Sie bestätigt den Befund einer früheren Studie aus dem Jahre 1992 (siehe 920208), bei der Michaelis einen Radius von fünfzehn Kilometern zugrunde gelegt hatte. Eine Ausnahme bilde die Leukämie-Häufung um das Kernkraftwerk Krümmel. Die vorliegenden Daten ließen jedoch nicht den Schluß zu, daß diese Häufung mit dem Kernkraftwerk zu tun habe. Die Studie war vom Bundesumweltministerium in Auftrag gegeben worden. Weitere Untersuchungen zu diesem Thema seien nun nicht mehr notwendig, meinte Bundesumweltministerin Angela Merkel, als sie die Ergebnisse am 27.11. in Bonn der Öffentlichkeit präsentierte (taz, 28.11.; SZ, 28.11.).
Kritiker wie der Münchener Strahlenbiologe
Edmund Lengfelder hatten der ersten Michaelis-Studie vorgeworfen,
daß sie ein zu grobes Raster gewählt habe: Die Leukämie-Häufung
hätte im Umkreis von fünf Kilometern untersucht werden
müssen. Die schleswig-holsteinische Sachverständigen-Kommission
zur Aufklärung der Leukämie-Erkrankungen in der Elbmarsch
nahm in diesem Sinne 1993 eine eigenmächtige "Neubewertung"
der ersten Michaelis-Studie vor, die sich auch die Kieler Landesregierung
zueigen machte und damit Schlagzeilen wie "Erhöhtes
Krebs-Risiko für Kinder" auslöste (siehe
930520).