September 2002

020910

ENERGIE-CHRONIK


Risse in Reaktoren vertuscht - neuer Atomskandal in Japan

Der größte Kernkraftwerksbetreiber Japans, Tokyo Electric Power (Tepco), hat jahrelang Prüfberichte über Risse in Reaktormänteln und Kühlwasserrohren gefälscht und so die Schäden an zahlreichen Reaktoren systematisch vertuscht. Die meisten dieser Schäden sind auf vorzeitige Korrosion eines Edelstahls zurückzuführen, der theoretisch dreißig Jahre lang keine Materialermüdung zeigen dürfte. Dies stellte sich aufgrund von Untersuchungen heraus, die vor zwei Jahren eingeleitet worden waren, nachdem ein Angestellter der Prüffirma das Industrieministerium informiert hatte. Das Ergebnis der Untersuchungen wurde von der Regierung erst jetzt bekanntgegeben (FR, 3.9.; Handelsblatt, 3.9.; FAZ, 4.9.)

Insgesamt wurden die Berichte in mindestens 37 Fällen gefälscht. Der Präsident von Tepco kündigte mit vier weiteren Spitzenmanagern seinen Rücktritt an. Die Prüffirma GEII ist eine Tochter des US-Konzerns General Electric, der maßgeblich am Bau der Reaktoren beteiligt war. Einer der betroffenen Reaktoren mußte am 3. September abgeschaltet werden, weil aus einem Leck Radioaktivität entwichen war.

Die Behörde für nukleare und industrielle Sicherheit (BNIS) reagierte am 24. September auf die Enthüllungen mit einer Lockerung der Sicherheitsbestimmungen: Künftig sind Beschädigungen zulässig, bei denen kein "unmittelbares Risiko" besteht. Dadurch würden Vertuschungsversuche von Mängeln, die sich in der Praxis nicht vermeiden ließen, künftig unnötig (FR, 25.9.).

In Japan befinden sich derzeit 53 Kernkraftwerke am Netz, die 34,3 Prozent des Strombedarfs decken. Bis zum Jahr 2010 sollen noch zehn bis 13 weitere Anlagen errichtet werden, darunter auch mit Plutonium betriebene "Schnelle Brüter".

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