August 2001 |
010819 |
ENERGIE-CHRONIK |
Die Pannen beim Probebetrieb von Block 1 des tschechischen Kernkraftwerks Temelin dauern an (010416). Nach über dreimonatiger Pause wurde der Reaktor am 10. August erneut in Gang gesetzt. Es dauerte indessen nur eine Woche, bis ein Fehler im Steuersystem erneut die Abschaltung herbeiführte. Die Störung konnte nach drei Tagen behoben werden. Zuletzt erreichte der Reaktor 52 Prozent seiner Leistung und speiste etwa 503 MW ins Netz ein..
Der anfälligste Punkt des umstrittenen Kernkraftwerks scheint die Turbine im konventionellen Teil der Anlage zu sein. Sie wurde vom Hersteller Skoda auf 3000 anstelle der international üblichen 1500 Umdrehungen pro Minute ausgelegt, was die Belastung der Bauteile vervielfacht. Anfang Mai kam es deshalb zur Abschaltung des Kernkraftwerks. Inzwischen sollen sich die Vibrationen der Turbine innerhalb der erlaubten Werte halten. Es ist damit zu rechnen, daß beim baugleichen Block 2, der im kommenden Jahr den Probebetrieb aufnehmen soll, ähnliche Probleme auftreten. Bei Drucktests wurden im Kühlsystem des zweiten Blocks bereits mehrere undichte Leitungen entdeckt (SZ, 20.8.; FR, 21.8.; DPA, 28.8.).
Der Temelin-Betreiber CEZ hat den Stromliefervertrag mit der E.ON Energie inzwischen gelöst. Er entsprach damit dem Wunsch des deutschen Abnehmers, der sich vor allem durch eine Kampagne der Ökologisch-Demokratischen Partei (ÖDP) in Bayern unter Druck gesetzt sieht (010513). Allerdings scheinen Details der Trennung wie eventuelle Abstandszahlungen noch nicht abschließend geklärt zu sein.
Am 16. August startete die ÖDP auch in Augsburg ein Bürgerbegehren. Wie es in einer Pressemitteilung heißt, will sie damit "die Stadtwerke zwingen, ihre Geschäftsbeziehungen mit RWE zu beenden, falls der Konzern nicht garantiert, dass er keinen Strom aus dem südböhmischen Atomkraftwerk Temelin verkauft".