Titelblatt der Ausgabe vom 19. Februar 1919, in der Lederer Texte von Nietzsche, Klabund und Heinrich Mann abdruckte und sich selber über das Thema "Evolution oder Revolution?" ausließ. |
Moritz Lederer, der in S 6 eine Sackfabrik besaß und während des Krieges als Heeres-Lieferant reich geworden war, brachte ab Februar 1919 eine Wochenschrift unter dem Titel "Der Revolutionär" heraus. Das Einzelheft kostete 80 Pfennig. Der Verlag befand sich in der Augusta-Anlage 9. Obwohl der "Revolutionär" unter anderem in der "Roten Fahne" um Abonnenten warb, hatte er mit der organisierten Linken nichts zu tun. Er war das persönliche Steckenpferd seines vermögenden Herausgebers. Bei KPD und USPD stieß Lederer als linker Sektierer auf Ablehnung. Lederer unterstützte den anarchistischen Schriftsteller Erich Mühsam mit erheblichen Zuwendungen und gründete eine obskure Organisation, "Die Menschlichen". Zeitgenossen schildern ihn als betriebsamen Menschen mit hochfliegenden Plänen, dem das Gespür für die eigenen Grenzen wohl etwas abhanden gekommen war. Das Vorbild für den "Revolutionär" scheinen "Die Fackel" von Karl Kraus und "Die Zukunft" von Maximilian Harden abgegeben zu haben. In Mannheim geriet dies indes alles eine Nummer zu klein. Auch ein Beleidigungsprozeß, den Lederer in Harden-Manier mit Heinrich Harpuder von der "Volksstimme" ausfocht, fand kaum mehr als lokale Beachtung. Anfang der zwanziger Jahre ging Lederer als Direktor der Rotter-Bühne nach Berlin. Als Verlagsorte des "Revolutionär" wurden seitdem Mannheim und Charlottenburg angegeben. |