PresseBLICK-Rezensionen "Elektrosmog"

Leichtgewicht

Verbraucher-Zentrale Niedersachsen e.V.

Elektrosmog - wo er entsteht, was er bewirkt, wie man sich schützt

64 Seiten, DM 5.00, Verbraucherzentrale 2000, ISBN 3-923760-68-X

Mit 64 Seiten im Format eines Langkuverts ist diese Broschüre der Verbraucherzentralen schon äußerlich ein ziemliches Leichtgewicht. Es handelt sich um die stark überarbeitete Fassung eines Ratgebers, der unter dem Titel "Wir reden von Elektrosmog" erstmals 1995 erschien (PB 2/96). Überarbeitet wurde allerdings nur der Umfang, der um etwa die Hälfte geschrumpft sein dürfte. Von der Tendenz her handelt es sich nach wie vor um die alte Vermischung von sachlich korrekten Darlegungen mit spekulativen Thesen und Grenzwertforderungen, wie sie die Mitarbeiter des Hannoveraner Ecolog-Instituts in dem 1994 erschienenen Buch "Risiko Elektrosmog" (PB 12/94) auf 456 Seiten zu Papier brachten und anschließend im Auftrag der Verbraucherzentrale Niedersachsen zu dem schon erwähnten Ratgeber verdichteten.

Der Neubearbeitung geht es vor allem darum, "praktikable Ratschläge zur Vermeidung von Elektrosmog zusammenzustellen". Dafür entfällt mancher Exkurs und manches Detail, die in der alten Fassung noch enthalten waren und auf die Abstammung von dem Buch "Risiko Elektrosmog" verwiesen. So findet man auch in der Neufassung die Behauptung, natürliche Felder wie das Erdmagnetfeld seien "etwa 10000- bis 1000000-mal schwächer als technische bedingte Felder". Wie stark das Erdmagnetfeld tatsächlich ist, erfährt der Leser nicht. In der alten Ausgabe brauchte man nur umzublättern, um diesen Unsinn widerlegt zu finden, denn hier wurde die Stärke des Erdmagnetfelds für unsere Breiten mit "etwa 50 Mikrotesla" angegeben. Das Erdmagnetfeld ist demnach weit stärker als die technisch bedingten Magnetfelder der alltäglichen Umgebung und erreicht sogar nicht weniger als die Hälfte des Grenzwerts von 100 Mikrotesla, der nach der Felder-Verordnung bei Spannungen ab 1000 Volt zulässig ist.

Nach Ansicht der Verbraucherzentralen sind freilich auch die Grenzwerte der Felder-Verordnung "viel zu lasch". Wie in der alten Fassung fordern die Verbraucherzentralen auch jetzt wieder für den niederfrequenten Bereich eine Magnetfeldstärke von höchstens 0,2 Mikrotesla. Das natürliche Erdmagnetfeld ist nach Adam Riese etwa 250mal stärker. Zugegeben: Es ist kein Wechselfeld, sondern ein Gleichfeld, wie es in vergleichbarer Stärke etwa die elektrischen Anlasser von Autos erzeugen. Im übrigen hätte aber das Erdmagnetfeld, wenn es nach den Forderungen der Verbraucherzentralen ginge, alle Chancen, demnächst durch eine novellierte Felder-Verordnung auf der Grundlage des Bundesimmissionsschutzgesetzes verboten zu werden...

(PB August 2000/*leu)