PresseBLICK-Rezensionen Kernenergie



Roland Posner (Hg.)

Warnungen an die ferne Zukunft

München: Raben-Verlag 1990, 314 S.


Wie lassen sich Lager mit nuklearen Abfällen so kennzeichnen, daß die Warnung auch noch nach 10.000 Jahren verständlich bleibt? Wie kann ein unbefugtes Eindringen in solche Lager verhindert werden? - Anlaß genug für zwölf Wissenschaftler, sich auf eine entsprechende Frage der "Zeitschrift für Semiotik" die Köpfe zu zerbrechen und den "Atommüll als Kommunikationsproblem" zu entdecken. Die Basis, von der aus die Autoren ihre Gedankenflüge starten, ist die lange Halbwertszeit von radioaktiven Stoffen wie Plutonium und die angenommene spätere Unverständlichkeit der heutigen Sprachen. Es bleiben also nur nichtsprachliche "Warnungen an die ferne Zukunft" übrig.

Und das führt dann zu bizarren Vorschlägen: So möchte einer die Lager mit sieben Meter hohen Obelisken markieren, die Zeichnungen von sterbenden Menschen und das Radioaktivitätssymbol enthalten. Ein anderer möchte die Lager lieber der Vergessenheit anheimfallen lassen und schlägt als Warnsystem die Züchtung von Katzen oder Hunden vor, die auf radioaktive Bestrahlung mit Verfärbung ihres Fells reagieren. Ein weiterer denkt an die Einsetzung einer "Atompriesterschaft", die sich durch Kooptation erneuert und das Wissen um die radioaktiven Abfälle in einen jeweils zur Zeit passenden Mythos kleidet. Nicht minder phantasievoll ist der Vorschlag, die Warnung im genetischen Bauplan einer Pflanze, der "Atomblume", zu kodieren. Den Sinn all dieser Überlegungen werden allerdings wohl eher die Semiotiker als die Praktiker der nuklearen Abfallwirtschaft zu würdigen wissen. Eine der Autorinnen sieht die eigentliche Diskussion denn auch darin, "ob wir uns eine Technik vorsetzen lassen, die solche Fragen - und eine solche Antwort - provoziert".

(PB 8/91/*leu)