November 1998 |
981123 |
ENERGIE-CHRONIK |
Viel Wirbel in den Medien verursachte erneut die Bremer Medizinphysikerin Prof. Inge Schmitz-Feuerhake, die seit 1991 das Kernkraftwerk Krümmel beschuldigt, für die Häufung von Leukämie-Erkrankungen bei Kindern in der Samtgemeinde Elbmarsch auf der anderen Seite der Elbe verantwortlich zu sein. Dieses Mal hatte sie im Auftrag der "Bürgerinitiative gegen Leukämie in der Elbmarsch" auf Dachböden von Häusern im Umkreis des Kernkraftwerks Staubproben eingesammelt. Sie entdeckte darin angeblich ungewöhnlich hohe Konzentrationen von Americium 241, die "eine eindeutige Kontamination der Samtgemeinde Elbmarsch mit Reaktorplutonium" belegen würden. Im Unterschied zu Teilen der Medien und der Umweltszene reagierten Fachleute und Behörden von Anfang an mit deutlicher Skepsis, da bisher alle diesbezüglichen Untersuchungen von Prof. Schmitz-Feuerhake unter gravierenden wissenschaftlichen Mängeln litten.
In der Tat erwiesen sich auch dieses Mal
die Vorwürfe schnell als haltlos. Sogar der Kernphysiker
Gerald Kirchner, der an der Studie mitgewirkt hatte, indem er
die Staubproben auf Radionuklide untersuchte, ging auf Distanz
zu seiner Bremer Universitätskollegin: Die gemessene Radioaktivität
habe nichts mit dem Kernkraftwerk Krümmel zu tun, sondern
stamme eindeutig aus Kernwaffenversuchen. Er habe Frau Schmitz-Feuerhake
deshalb aufgefordert, ihr Gutachten zurückzuziehen. Sie habe
sich jedoch über seinen Einspruch hinweggesetzt. Zusätzlich
zur willkürlichen Interpretation der Meßergebnisse
scheint die Medizinphysikerin auch noch einen Meßwert unterschlagen
zu haben, der nicht zum Ergebnis paßte. Das schleswig-holsteinische
Energieministerium äußerte "Zweifel an der wissenschaftlichen
Seriosität" der Professorin und bestellte sie zu einem
"Fachgespräch" nach Kiel (FR, 21.11.u. 24.11.;
SZ, 27.11.; FAZ, 28.11.).