August 1998

980810

ENERGIE-CHRONIK


Rexrodt fordert Energiewirtschaft zur Gründung einer deutschen Strombörse auf

Bundeswirtschaftsminister Günter Rexrodt (FDP) forderte die deutsche Wirtschaft auf, eine Strombörse zu organisieren. Andernfalls werde eine solche Börse in den Niederlanden, Frankreich oder Belgien entstehen. Als mögliche Standorte sind Frankfurt, Düsseldorf und Hannover im Gespräch (FAZ, 27.8.).

Die deutschen Stromversorger prüfen derzeit noch, ob sie sich an einer solchen Warenbörse beteiligen sollen, sagte der Hauptgeschäftsführer der Vereinigung Deutscher Elektrizitätswerke (VDEW), Eberhard Meller, gegenüber der Frankfurter Rundschau (31.8.). Man werde dabei auch die Erfahrungen verwerten, die im Ausland mit diesem Instrument gemacht wurden.

In der norwegischen Hauptstadt Oslo gibt es bereits die skandinavische Strombörse Nord Pool. Wie deren Sprecherin Torill Berdal auf der Energehandelskonferenz "E-Trade 98" in Düsseldorf erklärte, wollen sich in Kürze erstmals auch zwei deutsche Unternehmen beteiligen. In den Niederlanden will im nächsten Jahr die Amsterdam Power Exchange (APX) ihre Tätigkeit aufnehmen. Nach Angaben von APX haben auch belgische und deutsche Marktteilnehmer ihr Interesse an der Amsterdamer Börse bekundet (VWD, 25.8.).

Nach Meinung der Frankfurter Rundschau (31.8.) sind die deutschen Stromversorger wegen vorhandener Überkapazitäten nicht an einer Strombörse interessiert: "Den deutschen Erzeugen gebricht es nicht an 'Saft', sondern an Käufern. Eine Börse, die den Angebotsüberhang öffentlich macht, ist aus Sicht der Energieversorger deshalb so überflüssig wie ein Kropf. Fallende Notierungen müßten bei Altkunden die Lust zum Wechsel anstacheln. Preisnachlässe wären kaum abzuwehren. Die E-Werke sollten gleichwohl die Gründung einer Strombörse nicht blockieren. Mehr Transparenz und Wettbewerb lassen sich nicht aufhalten. Die Frage ist allein, ob der Marktplatz in Amsterdam oder in einer deutschen Stadt entsteht."