August 1998

980804

ENERGIE-CHRONIK


Freiburger Stadtwerke wollen ihren Strom aus der Schweiz statt von EnBW beziehen

Die Freiburger Stadtwerke wollen ihren Strombedarf künftig in der Schweiz decken. Der Aufsichtsrat der Freiburger Energie- und Wasserversorgung (FEW) unter Vorsitz von Oberbürgermeister Böhme erteilte dem Vorstand am 5.8. den Auftrag, den bestehenden Stromlieferungsvertrag mit der Energie Baden-Württemberg (EnBW) zu kündigen und einen neuen Vertrag mit dem schweizerischen Energieversorger Watt AG bzw. dessen Stromhandelsunternehmen Elektrizitätsgesellschaft Laufenburg (EGL) abzuschließen. Der Vertrag soll ab 1.9. gelten und auf 30 Monate befristet sein. Dieselben Konditionen sollen für die Energieversorgung Oberrhein (EVO) in Breisach gelten, für die von den FEW mitverhandelt wurde.

Zur Begründung des geplanten Wechsels verwiesen die FEW auf die neue Situation durch die Liberalisierung des Strommarktes: Um ihre Position als Versorger sichern und wichtige Großabnehmer als Kunden halten zu können, müßten sie sich für das günstigste Angebot entscheiden. Der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) unterstützte den Vorstoß seines Freiburger Mitgliedsunternehmens und kündigte an, Gutachten zur Gültigkeit der bestehenden Verträge erstellen zu lassen (Stuttgarter Zeitung, 6.8.; SZ, 14.8.; FR, 24.8.; Welt, 24.8.).

Die EnBW ist dagegen der Ansicht, daß das neue Energierecht nichts an der Gültigkeit des Stromlieferungsvertrags mit den FEW ändert, der bis zum Jahr 2014 gültig bleibe. "Freiburg handelt nicht nur aus eigenem Antrieb", meinte EnBW-Chef Gerhard Goll anläßlich einer Pressekonferenz seines Unternehmens am 19.8. in Stuttgart, womit er auf die Thüga-Beteiligung an den FEW anspielte. "Es wäre merkwürdig, wenn wir diesem Wettbewerber den Marktzugang erleichtern würden" (Stuttgarter Zeitung, 20.8.; FAZ, 24.8.).

An den FEW ist die Thüga, eine Tochter der PreussenElektra, mit 35,9 % beteiligt. Die von den FEW als Stromlieferant favorisierte Watt AG gehört neben schweizerischen Anteilseignern jeweils zu 24,5 % der Bayernwerk AG und der Energie Baden-Württemberg AG.