April 1998 |
980418 |
ENERGIE-CHRONIK |
Aktivisten aus insgesamt neun "Alternativenergie"- und Naturschutzverbänden haben die Gründung einer Stromhandelsgesellschaft beschlossen, die auf der Grundlage des neuen Energierechts die Durchleitung von Strom aus erneuerbaren Energien zu interessierten Verbrauchern organisieren soll. Wie der Alleinvorstand des Unternehmens, Günter Benik, am 20.4. auf der Hannover-Messe mitteilte, verfügt die neue Naturstrom AG i. Gr. (Natag) mit Sitz in Düsseldorf vorerst über ein Grundkapital von 150 000 Mark (taz, 20.4.; VWD, 20.4.).
Eine neugegründete Solarstrom AG (SAG) mit Sitz in Freiburg will Solaranlagen errichten und den erzeugten Strom an die oben erwähnte Natag oder andere Unternehmen verkaufen, deren Kunden "Ökostrom" beziehen möchten. Vorsitzender des SAG-Aufsichtsrats ist der Modul-Fabrikant Georg Salvamoser. Mit im Aufsichtsrat sitzt auch der Schokoladenfabrikant Alfred Ritter, der schon verschiedentlich als Sponsor "alternativer" Projekte hervorgetreten ist (taz, 30.4.).
Die Durchleitung von Strom aus erneuerbaren Energien oder aus Kraft-Wärme-Kopplung zu interessierten Kunden sei ein "echter grüner Tarif" im Gegensatz zu den "unechten Grünen Tarifen der Stromwirtschaft". So schreibt der Eurosolar-Präsident und SPD-Bundestagsabgeordnete Hermann Scheer in einem Memorandum, in dem er sich für die Gründung entsprechender Anbietergemeinschaften und Stromhandelsgesellschaften einsetzt. In dem Memorandum wirft Scheer den Stromversorgern vor, sie wollten mit dem Angebot Grüner Tarife (980321) nur die Kostspieligkeit der erneuerbaren Energien demonstrieren, deren rasche Entfaltung bremsen und sich gleichzeitig das Monopol bei solchen Anlagen sichern. Zwecks Abgrenzung gegenüber solchen Angeboten der Stromversorger sollten sich nach Scheers Meinung die Umweltverbände auf Kriterien verständigen, wer als "grüner Stromlieferant" und als "grüner Stromkunde" gelten kann (Energie & Management, 3.4.).