März 1998 |
980318 |
ENERGIE-CHRONIK |
Ohne die befürchteten schweren Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Kernkraftgegnern wurden am 20.3. sechs Castor-Behälter mit verbrauchten Brennstäben aus den Kernkraftwerken Gundremmingen und Neckarwestheim ins Zwischenlager Ahaus gebracht. Ein Polizeiaufgebot von 30 000 Beamten konnte die etwa 10 000 Demonstranten - davon 3 500 in Ahaus - mühelos in Schach halten, weil der Transport, der ursprünglich für den 25.3. geplant war, zur Überraschung der Kernkraftgegner sechs Tage früher gestartet war (FAZ, 20.3.; Spiegel, 23.3.).
Am Abend des 19.3. trafen die drei Castoren aus Neckarwestheim an der sechs Kilometer entfernten Bahnstation Walheim ein, wo sie auf die Schiene verladen und mit drei Behältern aus Gundremmingen zum Weitertransport nach Ahaus zusammengekoppelt wurden. Zuvor gab es eine mehrstündige Verzögerung, weil die Polizei zweihundert Demonstranten vor dem Kernkraftwerk Neckarwestheim wegtragen mußte und weil sich zwei Kernkraftgegner unter der Straße eingegraben hatten, über die der Castor-Transport zum Bahnhof Walheim rollen sollte. Von Walheim aus ging der Transport dann am 20.3. relativ zügig ins 700 Kilometer entfernte Zwischenlager Ahaus. Ein Demonstrationsverbot um das Zwischenlager war zuvor vom Oberverwaltungsgericht Münster bestätigt worden.
Am Wochenende nach dem Castor-Transport
wurden auf Oberleitungen von Bahnstrecken in Gelsenkirchen und
Düsseldorf zwei weitere Anschläge mit Hakenkrallen verübt.
Ein unbekannter Erpresser drohte, im Kölner Hauptbahnhof
eine Bombe hochgehen zu lassen, falls die Bahn die Castor-Transporte
nicht stoppe und ihm 1,5 Millionen Mark zukommen lasse (FAZ, 24.3.;
DPA, 24.3.).