Januar 1998 |
980120 |
ENERGIE-CHRONIK |
Die Herstellung von Solarzellen und -modulen erlebt in Deutschland einen neuen Aufschwung. Nachdem die Medien vor kurzem noch beklagt hatten, daß die inländische Produktion praktisch zum Erliegen gekommen sei und Deutschland dadurch den Anschluß in einer wichtigen Zukunftstechnologie verpasse, berichten sie jetzt über zwei Großprojekte von Shell/Pilkington und RWE, die vom Bund und den jeweiligen Ländern zur Hälfte bezuschußt werden. Nach Feststellung der Süddeutschen Zeitung (29.12.) ist der Aufschwung neben den staatlichen Zuschüssen auf bessere Fertigungstechniken und eine zunehmende Nachfrage zurückzuführen.
Die Pilkington Solar International GmbH, Köln, will sich mit der Deutschen Shell AG, Hamburg, zusammentun, um in Gelsenkirchen eine Anlage zu errichten, die jährlich Solarzellen mit einer Gesamtleistung von 25 MW produziert. Die Produktionsanlage der "Shell Solar Deutschland GmbH" soll direkt neben einem Werk von Pilkington errichtet werden, das die Solarzellen zu Modulen weiterverarbeitet. Wie das Fachmagazin Photon (Jan./Feb. 98) berichtet, wird das Ausgangsmaterial von der Bayer Solar GmbH geliefert, die 1997 in Freiberg im Erzgebirge Europas größte Anlage zur Herstellung von Silizium-Wafern in Betrieb nahm und später auch am Standort Gelsenkirchen produzieren wird.
Die zum RWE-Konzern gehörende ASE GmbH will ihre Produktionskapazitäten für Photovoltaik am Standort Alzenau stark vergrößern: Von Ende 1998 an sollen dort jährlich Solarzellen mit einer Leistung von 13 MW hergestellt werden. Später soll der Ausstoß auf 25 MW erhöht werden.
Mit einer Jahreskapazität von 25 MW schon in der Anfangsphase bzw. im Endausbau würden beide Projekte die gegenwärtige Jahresproduktion der Siemens Solar-Gruppe (22 MW) übertreffen, die sich als weltweiter Marktführer sieht und ihre Solarzellen zu neun Zehnteln in den USA herstellt. Hinzu kommen kleinere Projekte: In Freiburg will die Solar-Fabrik GmbH ab Herbst aus Zellen, die sie vom US-Partner AstroPower bezieht, Module mit einer Jahreskapazität von 5 MW zusammenbauen. In Erfurt hat sich die Firma Ersol mit einer Jahreskapazität von 2 MW an den Start begeben. Nach einer Untersuchung des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme betrug die Nachfrage in Deutschland nach Solarzellen 1996 nur etwa 6 MW.
Im Greenpeace-Magazin (1/98) begrüßte der zuständige Greenpeace-Campaigner Sven Teske die Gründung neuer Solarfabriken und verlangte als nächsten Schritt "ein Programm zur Markteinführung, damit Solarzellen auch in Deutschland endlich zur Massenware werden".