Juli 1996 |
960703 |
ENERGIE-CHRONIK |
Im einem Gespräch mit dem
Tagesspiegel (26.7.) bedauerte der zuständige Abteilungsleiter
beim Bundeskartellamt, Kurt Marker, daß sein Amt nicht für
den Berliner Stromversorger Bewag zuständig sei: Anderfalls
hätte es "die Bewag längst mit einem Verfahren
überzogen". Die zuständige Landeskartellbehörde
lasse es offenbar an einer angemessenen Kontrolle der Preispolitik
des Unternehmens fehlen. Senat und Opposition schlossen sich daraufhin
der von Marker geübten Kritik an: Wirtschaftsstaatssekretär
Dieter Ernst forderte die Bewag auf, ihre Preise für Sondervertragskunden
mittelfristig auf das Niveau des Umlands zu senken. Die Differenz
betrage derzeit rund zehn Prozent. Ab Herbst dieses Jahres werde
das Land Berlin die Genehmigung neuer Stromtarife für Haushaltskunden
der Bewag extern prüfen lassen, kündigte Ernst an (Berliner
Zeitung, 27.7.; VWD, 26.7.).
Ein Sprecher der Landskartellbehörde Berlin wies Markers
Vorwürfe zurück: Sein Amt habe die Bewag Ende letzten
Jahres überprüft und keine Anzeichen für ungerechtfertigte
Monopolpreise gefunden.
Bewag-Sprecher Reinhard Heitzmann verwies auf die noch andauernde
Belastung des Unternehmens aus der jahrzehntelangen Insel-Situation,
die u.a. einen kostenungünstigen Kraftwerkspark zur Folge
hatte. Hinzu kämen heute der Nachholbedarf und die hohen
Sanierungskosten im Ostteil der Stadt. Die Konzessionsabgabe an
das Land Berlin, die 1994 noch 30 Millionen Mark betrug, sei 1996
auf 130 Millionen Mark gestiegen und werde aufgrund der getroffenen
Vereinbarungen in den nächsten Jahren noch weiter steigen.
Dennoch bemühe sich die Bewag, ihre Preise dem Niveau des
Umlandes anzugleichen. Bereits 1994 und 1995 seien die Preise
zweimal um jeweils 5 Prozent gesenkt worden. Die derzeit noch
bestehende Preisdifferenz zum Umland werde weiter im Rahmen des
Möglichen abgebaut (Tagesspiegel, 25.7.).