März 1996 |
960307 |
ENERGIE-CHRONIK |
Im Auftrag des Bundesfinanzministeriums
hat die Unternehmensberatung Roland Berger ein Papier erarbeitet,
das die Gründung einer Deutschen Steinkohle AG vorschlägt.
Das neue Unternehmen soll unter dem Dach der Ruhrkohle AG alle
deutschen Steinkohlezechen vereinigen. Zur Ruhrkohle kämen
damit die Saarbergwerke sowie eine Preussag-Zeche in Ibbenbüren.
Das lukrative Beteiligungsgeschäft der beiden Konzerne würde
fortan vom Bergbau abgekoppelt, so daß es nicht mehr mit
den Kosten von Zechenstillegungen belastet wird. Der Bund ist
bereit, seine mehrheitliche Beteiligung von 74 Prozent an den
Saarbergwerken zum symbolischen Preis von einer Mark an die Ruhrkohle
abzugeben. Dagegen sprach sich der saarländische Ministerpräsident
Oskar Lafontaine (SPD) für den Erhalt eigenständiger
Saarbergwerke aus und kündigte an, daß das Saarland
seine Sperrminorität von 26 Prozent der Unternehmensanteile
behalten werde (SZ, 13.3.; Handelsblatt, 14.3.).
In einem Gespräch mit der Stuttgarter Zeitung (23.3.) wandte
sich der Vorsitzende der IG Bergbau und Energie, Hans Berger,
gegen die vorgesehene Trennung des Beteiligungsgeschäfts
vom Bergbau. Zumindest bis zum Jahr 2010 müßten die
lukrativen Beteiligungsbereiche der Ruhrkohle AG in Form von Gewinn-
und Verlustübernahme-Verträgen an den Bergbau gekoppelt
bleiben. Der Vorschlag einer Fusion, wie ihn die Roland-Berger-Studie
mache, werde in dieser Form sicher nicht verwirklicht, sondern
am Einspruch seiner Organisation scheitern.
Nach Meinung der Stuttgarter Zeitung (9.3.) wären die Nutznießer
einer solchen Fusion hauptsächlich die Bundesregierung sowie
Veba, VEW und Thyssen als Großaktionäre der Ruhrkohle
AG: Der Bundesfinanzminister würde eine leidige Last los.
Den Aktionären böte sie "die große Chance,
daß ihre Gesellschaft als neue Deutsche Steinkohle AG endlich
frei von jedem Gängelband sich nach Belieben außerhalb
des Bergbaues engagieren und sogar Gewinne und Dividenden erwirtschaften
darf, ohne daß die staatlich subventionierten Kumpel oder
der Staat darauf einen Zugriff bekommen".