Januar 1996

960115

ENERGIE-CHRONIK


Tiermediziner fand krebsfördernde Wirkung von Magnetfeldern bei Ratten

Ein Forschungsteam unter Leitung von Prof. Wolfgang Löscher von der Tierärztlichen Hochschule Hannover fand Anhaltspunkte dafür, daß niederfrequente magnetische Wechselfelder eine krebsförderne Wirkung haben können. Bei den Versuchen waren Ratten mit krebserzeugenden Chemikalien behandelt worden. Die eine Hälfte davon wurde monatelang 50-Hertz-Magnetfeldern von 1 bis 100 Mikrotesla ausgesetzt, die andere diente als Kontrollgruppe. Dabei zeigte sich, daß das Tumorwachstum bei den Ratten im Magnetfeld schneller und stärker einsetzte. Bei geringeren Feldstärken war dieser Effekt allerdings nur schwach oder gar nicht zu beobachten. Er läßt sich möglicherweise mit einem Mangel an dem Hormon Melatonin erklären, dem eine krebshemmende Wirkung zugeschrieben wird. Die Bildung von Melatonin wird durch die Einwirkung von Licht und anderen Frequenzen des elektromagnetischen Spektrums unterdrückt (Welt, 11.1.; taz, 20.12., Bild Hannover 13.12.).

Löscher hatte seine Forschungsergebnisse bereits im Oktober 1994 in Braunschweig vor Fachleuten auf einem Symposion über "Elektromagnetische Verträglichkeit biologischer Systeme in schwachen 50-Hertz-Feldern" vorgetragen. Größere Beachtung fanden sie aber erst jetzt, nachdem sich der Tiermediziner im Dezember 1995 an DPA gewandt hatte. In dem Gespräch mit der Nachrichtenagentur verwies er auch darauf, daß seine Forschungsergebnisse in den USA weit ernster genommen würden als in Deutschland. So sei er als einziger ausländischer Wissenschaftler vom amerikanischen Energieministerium im Rahmen eines größeren Forschungsprojekts mit 400 000 Mark unterstützt worden. Amerikanische Hochschulen planten eine großangelegte Wiederholung seiner Versuche.