Januar 1996 |
960111 |
ENERGIE-CHRONIK |
Aus dem stillgelegten Kernkraftwerk
Greifswald sollen in Kürze 235 Brennelemente an das ungarische
Kernkraftwerk Paks abgegeben werden. Die Brennelemente sind nur
teilweise abgebrannt. Sie können deshalb in Paks weiter verwendet
werden. Der dortige Reaktor vom Typ WWER 440/213 gilt als weiter
nachrüstfähig und auf Dauer sicher betreibbar. Die Energiewerke
Nord (EWN) geben die Brennstäbe so gut wie gratis ab, da
sie dadurch die Entsorgungskosten sparen (VWD, 30.1.).
Die Bündnisgrünen, die Umweltorganisation Greenpeace
und andere Kernkraftgegner kritisierten die Abgabe der Brennstäbe
nach Ungarn: Der Transport in Castor-Behältern sei mit Gefahren
verbunden, das ungarische Kernkraftwerk sei genauso ein "Schrottreaktor"
wie das in Greifswald, und die Entsorgung finde anschließend
unter dubiosen Umständen in Rußland statt. Am 30.1.
und 31.1. blockierten Greenpeace-Aktivisten jeweils mehrere Stunden
lang den Schienenstrang zum Kernkraftwerk Greifswald, bis sie
von der Polizei verdrängt wurden (taz, 31.1.; Welt, 2.2.).