Dezember 1995 |
951210 |
ENERGIE-CHRONIK |
Militante Gegner der Kernenergie verübten am 18.12. erneut eine Serie von Bahn-Attentaten. Innerhalb von gut zwei Stunden erfolgten acht Anschläge, die den Zugverkehr auf den Strecken zwischen Mannheim und Frankfurt sowie zwischen Frankfurt und Fulda stundenlang lahmlegten. Mehr als hunderttausend Bahnreisende mußten zum Teil erhebliche Verspätungen in Kauf nehmen. Die Täter warfen wiederum Metallbügel über die Oberleitungen, in denen sich die Stromabnehmer der Züge verfingen, so daß die Oberleitungen herabgerissen oder stark beschädigt wurden. An den Tatorten fanden sich Flugblätter mit Parolen wie "Stoppt Castor" oder "Atomtransporte stoppen". Ansonsten liegen der Polizei kaum Hinweise auf die Täter vor. In der folgenden Nacht wurde außerdem die Rheintalstrecke bei Dieblich durch einen umgesägten Bahnstrommasten blockiert. Die Bahn beziffert den Sachschaden auf mehrere hunderttausend Mark (FAZ, 19.12. u. 21.12.; siehe auch 951005).
Die Stuttgarter Zeitung (19.12.) meinte
dazu: "Die Atomkraft-Gegner wählen absichtlich Stoßzeiten
des Berufsverkehrs, um möglichst viele Menschen auf ihr ëAnliegení
aufmerksam zu machen. Doch die Art und Weise, in der dies geschieht,
ist in hohem Maß gefährlich. Sieht man von den hohen
Materialschäden und der Tatsache ab, daß die Berufspendler
verspätet und verärgert an ihren Arbeitsplatz kommen,
so ist es nur glücklichen Umständen zu verdanken, daß
es noch keine Toten und Verletzten gegeben hat. ... Nicht von
ungefähr stellt Paragraph 315 des Strafgesetzbuches gefährliche
Eingriffe in den Bahnverkehr unter Strafe."