April 1995

950416

ENERGIE-CHRONIK


Bundesnachrichtendienst soll Handel mit Plutonium provoziert haben

Wie Der Spiegel am 10.4. berichtete, war die spektakuläre Festnahme von drei aus Moskau kommenden Plutonium-Händlern im August vorigen Jahres auf dem Münchener Flughafen "in Wahrheit ein großangelegter Schwindel, um Moskau unter Druck zu setzen - inszeniert vom Bundesnachrichtendienst in Pullach". Der Bundesnachrichtendienst habe den Verkauf des Plutoniums aus russischen Beständen durch entsprechende Lockangebote überhaupt erst veranlaßt. Bundesregierung und Bundesnachrichtendienst wiesen diese Darstellung zurück. Die Affäre hat in Bonn etlichen Wirbel ausgelöst, die Beziehungen zu Moskau belastet und die Position des für die Koordination der Geheimdienste zuständigen Staatsministers Schmidbauer (CDU) gefährdet. Unter anderem trat die Parlamentarische Kontrollkommission des Bundestags zusammen, um sich mit den Vorwürfen zu befassen. Der SPD-Vorsitzende Rudolf Scharping hatte schon seinerzeit den Verdacht geäußert, daß die Münchener Affäre und andere Fälle von Atomschmuggel erst durch V-Leute inszeniert worden seien, die sich als potente Käufer ausgaben (FAZ, 21.4., 22.4. u. 26.4.; siehe auch 940811).