April 1995

950408

ENERGIE-CHRONIK


Kontroverse um Lieferung von "Braunkohlestrom" für Berlin

Der Berliner Stromversorger BEWAG und das ostdeutsche Verbundunternehmen VEAG haben am 30.3. einen Vertrag über netztechnische Kooperation und Lieferung elektrischer Energie geschlossen. Er sieht vor, daß die VEAG jährlich 1550 Gigawattstunden Strom mit einer Leistung von 300 MW auf die Dauer von zwanzig Jahren liefert. Darüber hinaus wird die BEWAG bis zur Inbetriebnahme des neuen Heizkraftwerks Mitte weitere 1200 Gigawattstunden von der VEAG beziehen. Schließlich übernimmt die VEAG noch eine Lieferverpflichtung der PreussenElektra für jährlich 850 Gigawattstunden, so daß mittelfristig rund zwanzig Prozent des Gesamtberliner Strombedarfs von der VEAG gedeckt werden. "Berlin zeigt damit Solidarität mit der Braunkohle in Brandenburg", erklärte VEAG-Vorstandssprecher Jürgen Stotz (SZ, 1.4.; Handelsblatt, 3.4.).

Von einigen Brandenburger Politikern und Medien wurde die getroffene Vereinbarung als "Mogelpackung" gewertet, weil sie langfristig lediglich die Lieferung von 1550 Gigawattstunden "Braunkohlestrom" garantiere. Die Überbrückungs-Bezüge für das Heizkraftwerk würden in knapp drei Jahren wegfallen, und der Liefervertrag mit der PreussenElektra laufe Ende 1996 aus. Die langfristig vereinbarte Bezugsmenge sei dann geringer als jene, welche die ostdeutschen Braunkohle-Kraftwerke früher allein nach Ostberlin geliefert hätten (ddp/ADN, 23.4.; Lausitzer Rundschau, 13.4.).