Januar 1995 |
950110 |
ENERGIE-CHRONIK |
Die Viag AG hat mit der British Telecommunications Plc. (BT) die Gründung eines Gemeinschaftsunternehmens namens Viag InterKom vereinbart, das den Aufbau flächendeckender Telekommunikationsdienste in der Bundesrepublik zum Ziel hat. Die Viag bringt in die neue Allianz das betriebsinterne Telekommunikationsnetz ihrer Tochter Bayernwerk mit ein, das mehr als 4 000 Kilometer Glasfaserkabel umfaßt. Die neue Viag InterKom will sich um eine Lizenz für Telefondienst und Festnetz bewerben, wenn dieser Bereich, der bisher noch der Telekom vorbehalten ist, spätestens ab 1988 auch privaten Betreibern offenstehen wird. Weitere Anwärter für eine derartige Lizenz sind zur Zeit Veba/Deutsche Bahn, Mannesmann/Deutsche Bank, RWE (falls nicht zusammen mit Mannesmann/Deutsche Bank) und Thyssen. Bis zur erhofften Lizenzerteilung wird die Viag InterKom zunächst das Kommunikationsnetz des Bayernwerks weiteren außenstehenden Kunden zugänglich machen. Vom Postministerium bereits genehmigt wurde ein gemeinsames Netz für Viag, Vereinsbank und Hypo-Bank (FAZ, 11.1.; SZ, 14.1.; Wirtschaftswoche, 12.1.; siehe auch 941005).
Das Handelsblatt (11.1) bemerkte dazu: "Ausgerechnet der David unter den Newcomern im deutschen Telekommunikations-Markt erreicht als erster ein wichtiges Etappenziel: Die Viag AG hat mit British Telecom den gewünschten Auslandskandidaten für den breiten Einstieg ins Telekommunikations-Geschäft gefunden. ... Trotzdem: Noch sind nicht alle Karten im Telekommunikations-Poker verteilt. Das Gerangel um den Joker, die Telefonnetz-/Telefondienst-Lizenzen, steht noch bevor."
Die Welt (11.1.) kommentierte: "Es sind vor allem die großen Stromversorger wie RWE, Veba und jetzt auch die Viag, die im Verbund mit anderen Größen der Wirtschaft, wie der Deutschen Bank, dem Noch-Monopolisten Telekom Konkurrenz machen wollen. Daß sie dabei auf Gewinne zurückgreifen können, die sie aufgrund ihrer Monopolsituation in der Stromversorgung gemacht haben, macht nicht nur Postminister Bötsch Sorgen."