September 1994

940905

ENERGIE-CHRONIK


Steinkohle-Kraftwerk Rostock eingeweiht

Nach dreijähriger Bauzeit wurde am 20.9. in Rostock das neue Steinkohlekraftwerk eingeweiht. Es handelt sich um das erste Großkraftwerk, das seit der Wende in den neuen Bundesländern errichtet wurde. Die Rostocker Anlage soll mit ihrer Leistung von 500 MW die tagsüber auftretende "Mittellast" abdecken helfen. Sie bleibt vorläufig das einzige Steinkohlekraftwerk in den neuen Bundesländern, nachdem die VEAG Vereinigte Energiewerke AG im Februar beschlossen hat, den Bau einer weiteren Anlage in Stendal mit insgesamt 700 MW solange zurückzustellen, bis beide Blöcke des Braunkohlekraftwerks Boxberg verwirklicht sind. Das Rostocker Steinkohlekraftwerk ist im Blockbereich weitgehend identisch mit dem 1992 in Betrieb genommenen Block 5 des Kraftwerks Staudinger und wird jährlich rund 2,5 Milliarden Kilowatt Strom in das Versorgungsnetz der VEAG einspeisen. Als Brennstoff dient Importsteinkohle, die über den Rostocker Seehafen aus Polen herangeführt wird. Der Wirkungsgrad beträgt bei reiner Stromerzeugung 42,4 Prozent. Bei Abgabe der mit der Stadt vereinbarten 150 MW Fernwärme steigt die Ausnutzung des Brennstoffs auf 53,3 Prozent, bei der größtmöglichen Wärmeauskopplung von 300 MW auf 62,5 Prozent. Der Neubau hat insgesamt 1,3 Mrd. DM gekostet. Eigentümer sind die fünf Energieversorgungsunternehmen Bayernwerk (21,10 %), PreussenElektra (24,62 %), RWE Energie (24,62 %), VEAG (25,00 %) und Hanseatische Energieversorgung (4,66 %).

Bei der Einweihung konnte PreussenElektra-Chef Hans-Dieter Harig, der zugleich Aufsichtsratsvorsitzender der VEAG ist, unter zahlreichen Gästen aus Politik, Wirtschaft und Verwaltung auch Bundeskanzler Helmut Kohl begrüßen. Der Kanzler wertete in seiner Rede das neue Kraftwerk als Beispiel für die Fortschritte beim Aufbau der ostdeutschen Wirtschaft. Er plädierte für einen ausgewogenen Energie-Mix aus Kohle, Gas, Öl und erneuerbaren Energien sowie für rationelle Energienutzung (Welt, 21.9.; FAZ, 21.9.).