Juli 1994 |
940711 |
ENERGIE-CHRONIK |
Bei ihrem 20. Weltwirtschaftsgipfel in Neapel haben die sieben führenden westlichen Industrienationen (G 7) weitere 350 Millionen Mark Finanzhilfe zur Stillegung des Kernkraftwerks Tschernobyl angeboten. Nachdem die EU-Staaten auf ihrem Gipfel in Korfu bereits eine Finanzhilfe von 575 Millionen Dollar beschlossen, stünden damit rund 1,3 Milliarden Mark zur Verfügung, um Tschernobyl stillzulegen (Welt, 11.7.).
Die Ukraine zeigt aber keine Bereitschaft, dieses Angebot anzunehmen. Der Parlamentschef Alexander Moros erklärte am 25.7. bei einem Besuch in Tschernobyl, daß die Führung seines Landes geschlossen gegen eine Stillegung der Anlage sei. Stattdessen sollen die Reaktoren modernisiert und sicherer gemacht werden. Auch der seit einem Brand 1990 stilliegende dritte Reaktorblock soll wieder in Betrieb genommen werden (DPA, 26.7.; siehe auch 940411 u. 931016).
"Nur gegen einen milliardenteuren
Ausbau ihrer Kernenergie will die GUS-Republik von dem Faustpfand
lassen", schreibt dazu die Agentur DPA (7.7.) in einem Hintergrundbericht.
"Unterstützung findet die Atomlobby in der Ukraine bei
der westlichen Nuklearindustrie. In Kiewer Amtsstuben geben sich
die Kraftwerksbauer Westinghouse (USA), ABB (Schweden/Scheiz),
KWU/Siemens (Deutschland) und andere die Klinke in die Hand. Die
Branche sucht nach Märkten. Sowohl bei der Stillegung des
weltweit gefürchteten Symbols Tschernobyl als auch bei der
Nachrüstung der übrigen Reaktoren ließe sich gut
verdienen."