Februar 1994 |
940203 |
ENERGIE-CHRONIK |
Die Vereinigten Energiewerke AG (VEAG) werden im Herbst dieses Jahres zunächst nur einen der beiden geplanten 800-MW-Blöcke des neuen Braunkohlekraftwerks Boxberg in Angriff nehmen. Mit dem Bau des zweiten Blocks soll erst im Zeitraum 1996/97 begonnen werden. Die Errichtung eines weiteren geplanten Kraftwerks in Stendal mit zwei 700-MW-Blöcken auf der Basis von Importsteinkohle wird bis zur Realisierung der beiden Braunkohle-Blöcke in Boxberg zurückgestellt. Dies beschloß am 9.2. der Aufsichtsrat der VEAG. Er äußerte dabei die Erwartung, "daß es durch das Zusammenwirken von Politik und Wirtschaft gelingt, im Interesse eines möglichst hohen Braunkohleabsatzes die Errichtung von gasgefeuerten Eigenerzeugungsanlagen im kommunalen, regionalen und industriellen Bereich auf ein akzeptables Maß zu begrenzen".
VEAG-Sprecher Albrecht Schleich begründete die Entscheidung mit dem rückläufigen Stromverbrauch in den neuen Bundesländern. Die Absatzperspektive verschlechtere sich zusätzlich durch die zunehmende Zahl an Kommunen, die auf der Basis von Erdgas eigene Kraftwerke errichten wollen (Handelsblatt, 10.2.; FR, 10.2.; siehe auch 920107, 930307 u. 931104).
Der sächsische Ministerpräsident
Kurt Biedenkopf (CDU) begrüßte den Beschluß über
das Kraftwerk Boxberg als eine Entscheidung für die Braunkohle,
die Tausende von Arbeitsplätzen in der Oberlausitz sichere.
In einem Gespräch mit MDR 1 Radio Sachsen forderte er die
Städte zum Verzicht auf den Bau eigener Kraftwerke auf, damit
der in der Lausitz produzierte Strom auch abgesetzt werden könne.
Die Stromerzeugung in großen Kraftwerken wie Boxberg sei
wirtschaftlicher und auch ökologisch zu verantworten (DPA,
10.2.).