November 1992 |
921119 |
ENERGIE-CHRONIK |
Bundesumweltminister Klaus Töpfer (CDU) hält es für eine verantwortliche Entscheidung, 123 ungebrauchte Brennelemente, die derzeit noch im Plutoniumbunker des Siemens-Brennelementewerks bei Hanau lagern, mit dem Flugzeug nach Dounreay in Schottland bringen zu lassen. Sein hessischer Amtskollege Joschka Fischer (Grüne) bezeichnete dieses Vorhaben dagegen als abenteuerlich. Beide Politiker äußerten sich in der ARD-Sendung Tagesthemen (17.11.), nachdem in der Presse kritisch über den geplanten Transport berichtet worden war.
Die Brennstäbe sollten zunächst im britischen Schnellen Brüter verwendet werden. Nachdem sich Großbritannien aus diesem Projekt zurückzieht, will die Schnelle-Brüter-Kernkraftwerksgesellschaft (SBK) die Brennstäbe in Dounreay für den Einsatz in Forschungsreaktoren umarbeiten lassen (taz, 14.11.).
Laut Der Spiegel (16.11.) droht der SBK der Konkurs, falls sie die Brennelemente nicht los werde. Dann müßten diese nämlich in der französischen Wiederaufarbeitungsanlage La Hague unter großen Aufwand endlagerfähig gemacht werden, wofür der SBK das Geld fehle. Weiter schrieb das Blatt: "Die Plutoniumfahrt der 'Akatsuki Maru' von der Normandie nach Japan und Töpfers Frachtpläne führen der Welt einmal mehr den Wahnsinn der Atomwirtschaft vor Augen. Beide gefährlich-gespenstischen Transporte sind das Ergebnis einer Politik, die beim Start nicht auf das Ende gesehen hat. Nirgendwo gibt es bislang Endlager für den Atomabfall. Selbst die Nuklearindustrie weiß nicht, wie der Stoff über Jahrtausende sicher verwahrt werden kann. Deshalb muß der strahlende Müll mit hohem Risiko über See und durch die Lüfte, über Straßen und Schienen von Zwischenlager zu Zwischenlager geschafft werden."
Das Europa-Parlament hat sich gegen zivile Lufttransporte von Plutonium und anderen radioaktiven Stoffen ausgesprochen. Beim Seetransport derartiger Stoffe sollten trotz der bislang einwandfreien Sicherheit die Kontrollvorschriften verschärft werden, heißt es in einer am 19.11. verabschiedeten gemeinsamen Erklärung von Sozialisten und Christdemokraten (dpa, 19.11.).