April 1992

920408

ENERGIE-CHRONIK


Bezirksregierungen bremsen Genehmigungsverfahren für Sendemasten

Die Bezirksregierung Hannover hat am 15.4. die Genehmigungsverfahren für insgesamt zwölf neue Sendemasten der Telekom auf Eis gelegt, bis gerichtlich geklärt sei, in welchem Maße die Energieabstrahlungen solcher Antennenträger bei Anwohnern zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen können. Die Bezirksregierung Oldenburg ließ verlauten, daß sie Genehmigungsverfahren für Sendemasten "nicht forcieren" werden, wenn sich Anwohner dadurch beeinträchtigt fühlen. Ein Sprecher des niedersächsischen Sozialministeriums sagte, daß die Landesregierung die gesundheitlichen Bedenken gegen die Abstrahlungen grundsätzlich teile (Hannoversche Allgemeine, 16.4.; FR, 16.4.; SZ, 16.4.; siehe auch 920114, 920216, 920320 u. 920321).

Anhaltende Diskussion um Auswirkungen von elektromagnetischen Feldern

In den Medien hält die Diskussion um mögliche Gefährdungen durch elektromagnetische Felder an. So befaßte sich der ARD-Ratgeber Technik am 29.3. mit dem Thema "Gefahr durch elektromagnetische Strahlung?", wobei besonders Haushaltsgeräte und Eisenbahn-Oberleitungen ins Bild gerückt wurden. "Krank durch Mobilfunk?" fragte die Süddeutsche Zeitung (16.4.) in einem Artikel über mögliche Risiken hochfrequenter Felder. "Total unter Spannung" überschrieb Die Zeit (10.4.) einen Bericht über mögliche "Gefährdung durch Elektrosmog". Nach Darstellung der Tageszeitung (14.4.) arbeiten US-Militärs sogar an einer Mikrowellenpistole, um "Elektromagnetische Wellen als tödliche Waffe" einsetzen zu können. In den Berichten wird wiederholt auf Untersuchungen des Biophysikers Dr. Andràs Varga vom Hygienischen Institut in Heidelberg verwiesen, der Hühnereier der in Deutschland zulässigen elektromagnetischen Strahlung ausgesetzt habe, wobei es zu Mißbildungen der Küken bzw. zur Abtötung der Embryonen gekommen sei.

US-Forscher verneint Krebsgefahr

Der amerikanische Physiker David Jackson von der Universität von Kalifornien in Berkeley hat früheren Studien widersprochen, die eine krebserzeugende Wirkung von elektromagnetischen Feldern für erwiesen halten. Er verglich die Wachstumsrate des Stromverbrauchs in den USA mit der Krebsstatistik und stellte fest, daß die Zahl der von ihm in Betracht gezogenen Krebsfälle in den letzten vierzig Jahren kaum Veränderungen zeigte, obwohl seitdem der Stromverbrauch um das 25fache gestiegen ist. Er hält deshalb eine Verbindung zwischen elektromagnetischen Feldern und dem Anstieg von Leukämie- und Hirntumorfällen bei Kindern sowie verschiedenen anderen Krebsarten bei Erwachsenen für ausgeschlossen. Seine Untersuchung wurde am 15.4. von der angesehenen amerikanischen Akademie der Wissenschaften (Proceedings of the National Academy of Sciences) veröffentlicht (dpa, 16.4.).