August 2025

250804

ENERGIE-CHRONIK


USA stoppen fast vollendeten Offshore-Windpark von Oersted

Der immer autokratischer agierende US-Präsident Trump hat offenbar angeordnet, den nahezu fertiggestellten Offshore-Windpark "Revolution Wind" vor der Küste des Bundesstaats Rhode Island zu stoppen. Auf Anweisung des US-Innenministeriums verlangte im August der geschäftsführende Direktor des Büros für Meeresenergie-Management (BOEM), Matthew Giacona,von dem dänischen Unternehmen Oersted, "alle laufenden Aktivitäten" einzustellen, bis seine Behörde eine Untersuchung des Projekts durchgeführt habe. Vor allem sei es erforderlich, "Bedenken im Zusammenhang mit dem Schutz von nationalen Sicherheitsinteressen in den Vereinigten Staaten auszuräumen".

Das Windpark-Projekt verfügt über alle erforderlichen Genehmigungen und ist zu 80 Prozent fertiggestellt: Von den 65 geplanten Windkraftanlagen wurden bereits 45 installiert.

Infolge der fortgesetzten Drangsalierung durch die US-Behörden ist der Aktienwert des dänischen Unternehmens in den vergangenen zwölf Monaten um die Hälfte gesunken. Als weitere Folge musste Oersted auch den geplanten Teilverkauf seines Windparkprojektes Sunrise Wind vor der Küste von New York abblasen, da sich keine Interessenten fanden, die den verlangten Kaufpreis bezahlen wollten.

Will Trump von Dänemark die Abtretung Grönlands erpressen?

Oersted gehört zu 50,1 Prozent dem dänischen Staat. Schon vor seinem zweiten Amtsantritt als US-Präsident hatte Trump die Welt mit einer Reihe bizarrer Ankündigungen erschreckt, zu der die Einverleibung Kanadas, der Insel Grönland und des Panama-Kanals durch die USA gehörten. Es ist somit zu vermuten, dass er mit der Drangsalierung von Oersted die dänische Regierung unter Druck setzen will, damit sie ihm Grönland überlässt.

Dazu passt, dass die USA auf Grönland bereits Infiltrationsversuche unternehmen, um die Bindung der rund 56.000 Inselbewohner an Dänemark zu schwächen und sie dazu zu bringen, sich den USA anzuschließen. Nach Angaben des Dänischen Rundfunks (27.8.) ist dort ein dreiköpfiges Team unterwegs, um Listen von US-freundlichen Einwohnern und Gegnern eines Anschlusses an die USA zu erstellen. Bei einem der drei Amerikaner handele es sich um einen Mann, der früher öfter zusammen mit Trump in der Öffentlichkeit zu sehen war. Die beiden anderen sollen früher für Trump gearbeitet haben.

Die dänische Regierung reagierte auf diese erneute Brüskierung weiterhin sehr moderat. Der dänische Außenminister Lars Loekke Rasmussen verurteilte lediglich allgemein "jeden Versuch, sich in die inneren Angelegenheiten des Königreichs einzumischen". Außerdem lud er einen nachrangigen Diplomaten der US-Botschaft zu einem Gespräch über die Affäre ein.

Der Exzentriker im Weißen Haus missbraucht seine Machtfülle auch innenpolitisch hemmungslos

Inzwischen lässt der Quasi-Diktator Trump sogar ehemalige Freunde und Helfer verfolgen, die sich von ihm distanziert haben. So haben FBI-Polizisten am 22. August das Haus und das Büro seines ehemaligen Sicherheitsberaters John Bolton durchsucht, der in einem Buch vor einer Rückkehr Trumps ins Weiße Haus warnte. "Eine Fülle von Fakten belegt, dass Trump für das Amt des Präsidenten ungeeignet ist", schrieb der einstige Spezi aus der ersten Amtszeit. Nach der trotzdem erfolgten Wiederwahl entzog Trump daraufhin Bolton den Personenschutz, der diesen vor angedrohten Mordanschlägen aus dem Iran bewahren sollte. "Ich denke, es ist eine Präsidentschaft der Vergeltung", hatte Bolton zwei Wochen vor der Razzia des FBI gegenüber dem Fernsehsender ABC prophezeit.

Trump will nun sogar George Soros verfolgen lassen

Trump steigerte seine Willkürherrschaft am 27. August noch ein Stück weiter, indem er die strafrechtliche Verfolgung des 95-jährigen Philanthropen George Soros ankündigte, der mit seinem Reichtum weltweit demokratische Kräfte unterstützt und seit langem ein scharfer Kritiker des neoliberalen "Raubkapitalismus" ist, dem er seinen in den neunziger Jahren erworbenen Reichtum ursprünglich verdankte (siehe Buchbesprechung). Damit hat sich der gebürtige Ungar bei Autokraten aller Schattierungen verhasst gemacht, vor allem beim ungarischen Präsidenten Orban, der ihn wie den Gottseibeiuns fürchtet und sogar regierungsamtliche Propagandakampagnen zur Verteufelung von Soros angeordnet hat. Verständlicherweise fürchtet ihn nun auch Trump, da Soros genau das Gegenteil jener traurigen Gestalten aus dem Big Business ist, die ihm bei seiner Amtseinführung wie einem gottgesandten Erlöser gehuldigt haben (250101).

Außer Soros will Trump auch dessen Sohn verfolgen: "George Soros und sein wunderbarer linksradikaler Sohn sollen wegen ihrer Unterstützung von gewalttätigen Protesten und vielem mehr in den gesamten USA nach dem RICO-Gesetz angeklagt werden" kündigte er auf seine Kurznachrichtendienst Truth Social an. Wie die Nachrichtenagentur Reuters dazu erläuterte, wurde das RICO-Gesetz (Racketeer Influenced and Corrupt Organizations Act) ursprünglich zur Bekämpfung der Organisierten Kriminalität wie der Mafia erlassen. Es ermögliche jedoch weitreichende Anklagen gegen Personen oder Organisationen, denen vorgeworfen wird, mutmaßlich Teil eines kriminellen Unternehmens zu sein.

Natürlich ist es in Wirklichkeit Trump, der längst wegen Amtsmißbrauchs angeklagt und verurteilt werden müsste, nachdem versäumt wurde, ihn vor seiner Wiederwahl hinter Gitter zu bringen, wofür die von ihm am 6. Januar 2021 inszenierte Erstürmung des Kapitols durch einen gewaltttätigen Mob einen mehr als hinreichenden Grund geboten hätte. Bei dem gegenwärtigen Zustand der USA wird man darauf aber nicht so schnell hoffen dürfen.

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