Januar 2025 |
250111 |
ENERGIE-CHRONIK |
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In den 19 Jahren bis einschließlich 2021 lag der durchschnittliche Großhandelspreis bei 38,8 Euro pro Megawattstunde. Seitdem stieg er um mehr als das Dreifache. Auch wenn man den besonders extremen Anstieg des Jahres 2022 beiseite lässt, ist er seit 2021 mehr als doppelt so hoch wie zuvor. |
Der Bundestagsausschuss für Klimaschutz und Energie befasste sich am 29. Januar mit einem schriftlichen Bericht des Bundeswirtschaftsministeriums zur Strompreisexplosion im vortägigen Handel an der Börse, die am 12. Dezember den Preis der Megawattstunde 13 Stunden lang bis auf das zwölffache des üblichen Niveaus hochtrieb (241201). Das Ministerium hat den Bericht bisher nicht veröffentlicht. Wie aber aus den Parlamentsnachrichten des Bundestags hervorgeht, enthält er nichts neues. Vor allem scheint er der Frage nicht nachgegangen zu sein, ob und wieweit die offiziell als nicht verfügbar gemeldete konventionelle Kraftwerksleistung von 11 Gigawatt auch solche Kapazitäten enthalten haben könnte, die durchaus einsatzbereit gewesen wären, aber aus Gründen der Marktmanipulation zurückgehalten wurden. Sowohl die Bundesnetzagentur als auch das Bundeskartellamt hatten eine Überprüfung des Strompreisanstiegs unter diesem Aspekt in Aussicht gestellt.
Der Bericht bestätigt offenbar nur den bekannten Sachverhalt, dass es bei einer der seltenen, aber regelmäßig auftretenden "Dunkelflauten" an ausreichenden konventionellen Kraftwerkskapazitäten gefehlt hat, um die nach Abzug der Erneuerbaren-Einspeisung verbleibende "Residuallast" mit Gas- oder Kohlekraftwerken abzudecken. Ersatzweise musste deshalb auf Importe zurückgegriffen werden, die aber so ungewöhnlich teuer waren, dass sie den Day-ahead-Preis, der bis dahin im Mittel des Jahres 2024 bei etwa 76 Euro/MWh gelegen hatte, kurzfristig bis auf 936 Euro/MWh ansteigen ließen. Von diesem Preisanstieg profitierten nicht nur die Importeure, sondern zugleich auch alle anderen Stromverkäufer.
Beschwichtigend verweist der Bericht darauf, dass sich derartige Preisspitzen nicht nennenswert auf den durchschnittlichen Strom-Großhandelspreis auswirken würden. Dieser weise eine sinkende Tendenz auf: 2024 habe der durchschnittliche Strom-Großhandelspreis bei knapp 79 Euro pro MWh gelegen, 2023 noch bei 95 Euro und 2022 noch bei 235 Euro. Diese Angaben treffen zwar zu, dürfen aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass durch diese Preisexplosion der durchschnittliche Großhandelspreis für das gesamte Jahr 2024 in der kurzen Zeit bis zum Jahresende um rund 3 Euro gestiegen ist (siehe Grafik). Als schwacher Trost bleibt, das der monatliche Durchschnittspreis im Dezember 2024 mit 108,32 Euro/MWh trotzdem wieder etwas unter dem Stand vom November lag, als er nach einem zwanzig Monate dauernden Rückgang mit 113,91 Euro/MWh einen neuen Höhepunkt erreichte.
Die angezeigte Nichtverfügbarkeit von insgesamt 11 Gigawatt konventioneller Kraftwerkskapazität sei für diese Jahreszeit ungewöhnlich hoch gewesen, räumt der Bericht ein. So seien die Braunkohlekraftwerke eines Betreibers mit einer Kapazität von knapp 3 GW nicht verfügbar gewesen, da es Förderprobleme im Tagebau gab (damit ist offenbar die LEAG gemeint). Auch mehrere Gaskraftwerke seien nicht einsatzbereit gewesen. Im übrigen scheint das Ministerium aber von vornherein zu unterstellen, dass sämtliche Nichtverfügbarkeitsanzeigen – auch solche, die kurzfristig mit Blick auf die zu erwartende Dunkelflaute gemeldet worden sein könnten – keiner nachträglichen Begründung und näheren Überprüfung bedürfen (denn begründet werden die Anzeigen nicht).
Der Bericht scheint auch die Ausschussmitglieder nicht sonderlich befriedigt zu haben. "In der Debatte über den Bericht wurden Fragen nach etwaigen Marktmanipulationen aufgeworfen", heißt es im Artikel der Parlamentsnachrichten. "Kritisiert wurde, dass die Speicherkapazitäten und Kraftwerksreserven nicht längst ausgeweitet wurden. Angeregt wurde außerdem, darüber nachzudenken, nicht zu viele Kraftwerke gleichzeitig zur Wartung oder in Reparatur zu geben."