Dezember 2022 |
221207 |
ENERGIE-CHRONIK |
Vor allem die Kosten des Netzengpassmanagements – also Redispatch (blau) , Einspeisemanagement (lila), Countertrading (dunkelblau) sowie Vorhaltung und Einsatz der Netzreserve (magenta + gelb) – haben die Systemdienstleistungen im Jahr 2021 stark verteuert (genaue Zahlen siehe Tabelle). |
Die vier deutschen Übertragungsnetzbetreiber mussten 2021 insgesamt 3.437,3 Millionen Euro für Systemdienstleistungen aufwenden, um das Höchstspannungsnetz im Gleichgewicht zu halten. Das ist ein Zuwachs um 1.330 Millionen oder 61 Prozent gegenüber dem Vorjahr, der bis 2014 locker ausgereicht hätte, um den Finanzbedarf des ganzen Jahres zu decken (siehe Grafik 2). Dies ergibt sich aus dem gemeinsamen Monitoringbericht 2021, den Bundesnetzagentur und Bundeskartellamt am 1. Dezember veröffentlichten. Die in der Oktober-Ausgabe der ENERGIE-CHRONIK versuchte Kostenschätzung von 3.300 Millionen Euro (221009) wurde damit noch um 137 Millionen übertroffen.
Die enorme Verteuerung der Systemdienstleistungen im Jahr 2021 ist leider nur ein Vorgeschmack auf eine noch viel größere Kostenexplosion im Jahr 2022. |
Dieser Anstieg ist aber nur ein Vorgeschmack. Er wird sich in dem zu Ende gegangenen Jahr noch fortsetzen. Und zwar gewaltig. Wie aus dem zweiten Quartalsbericht 2022 der Bundesnetzagentur zum "Netzengpassmanagement" hervorgeht, beliefen sich allein die Kosten für diesen Bereich (Redispatch, Countertrading, Abruf und Vorhaltung der Netzreserve, Einspeisemanagement) im ersten Halbjahr auf 2,87 Milliarden Euro. Gegenüber den 1,03 Milliarden im ersten Halbjahr 2021 ist das eine Steigerung um weit mehr als das Doppelte. Falls dieser Kostenblock im zweiten Halbjahr 2022 genauso hoch sein sollte, ergäb allein das schon die atemberaubende Summe von 5.743 Millionen Euro. Und rechnet man dann noch die übrigen Systemdienstleistungen dazu, die 2021 mit 1.151 Millionen zu Buche schlugen, ergäbe das jährliche Gesamtkosten von 6,89 Milliarden Euro. Das wären 3,5 Milliarden mehr als 2021, und diese Kostenexplosion würde im Vergleich dazu fast nur noch wie ein Knallfrosch wirken.
Vor diesem Hintergrund versteht man, weshalb der Bund sage und schreibe 13 Milliarden Euro zur Stabilisierung der Netzentgelte zur Verfügung stellen will. Es bleibt ihm auch nichts anderes übrig, da die Strompreise allein schon infolge der fatalen Koppelung mit den Gaspreisen unbezahlbar geworden sind. Andernfalls würde das Netzentgelt der vier Übertragungsnetzbetreiber, das für 2023 erstmals vereinheitlicht wurde und 3,12 Cent pro Kilowattstunde beträgt, mehr als zweieinhalbmal so hoch sein (221009).
r?