Juli 2022 |
220714 |
ENERGIE-CHRONIK |
Ein internationales Konsortium unterzeichnete am 21. Juli die Finanzierungsvereinbarung für den Bau einer 720 Kilometer langen Hochspannungs-Gleichstromübertragung (HGÜ) zwischen Großbritannien und Deutschland. Der geplante Interkonnektor mit der Bezeichnung "NeuConnect" wird die erste direkte Stromverbindung zwischen beiden Ländern sein. Er verläuft vom geplanten Umspannwerk Isle of Grain in der Grafschaft Kent zum Umspannwerk Fedderwarden im Stadtgebiet Wilhelmshaven, wobei er in der Nordsee auch das Hoheitsgebiet der Niederlande durchquert. Zwischen den beiden Konverterstationen kann er mit Gleichspannung von 500 Kilovolt eine Leistung bis zu 1,4 Gigawatt übertragen. Die Baukosten werden mit 2,8 Milliarden Euro veranschlagt. Die Bauarbeiten sollen noch in diesem Jahr beginnen und bis 2028 abgeschlossen sein.
Das private Investorenkonsortium, das die Kosten trägt und später von den Nutzungsgebühren für "NeuConnect" profitiert, wird angeführt von Meridiam (Frankreich), Allianz Capital Partners im Auftrag der Allianz Gesellschaften (Deutschland) und Kansai Electric Power (Japan). Zu den mehr als zwanzig beteiligten Banken und Finanzinstituten gehören die die Europäische Investitionsbank (EIB), die UK Infrastructure Bank, und die Japan Bank for International Cooperation (JBIC).
Bisher gibt es zwei HGÜ-Interkonnektoren, welche die britische Insel mit dem europäischen Festland verbinden: Der eine ist der 73 Kilometer lange "Cross-Channel", der durch den Ärmelkanal von Bonningues-les-Calais in Frankreich nach Sellindge in England führt und mit zwei bipolaren Leitungen jeweils 1 Gigawatt in beiden Richtungen übertragen kann (wobei er in der Praxis aber fast nur für den Stromimport aus Frankreich verwendet wird). Der andere ist das 260 Kilometer lange Kabel "BritNed", das von der Isle of Grain (Kent) nach Maasvlakte bei Rotterdam verläuft und den britischen mit dem niederländischen Energiemarkt verbindet. Er besteht aus zwei bipolaren 450-kV-Kabeln und kann bis zu 1 Gigawatt übertragen. Diese Kapazität wird von einer gemeinsamen Gesellschaft der beiden Netzbetreiber National Grid und TenneT vermarktet und über Auktionen an den Stromhandel vergeben.