Dezember 2021

211206

ENERGIE-CHRONIK


Pfalzwerke ziehen sich aus der geothermischen Stromerzeugung zurück

Die Pfalzwerke ziehen sich jetzt ganz aus der geothermischen Stromerzeugung zurück, in die sie vor knapp zwei Jahrzehnten eingestiegen sind (020811). Schon vor acht Jahren haben sie ihre hälftige Beteiligung am Landauer Geothermie-Kraftwerk abgestoßen (140316). Nun haben sie auch sämtliche Anteile am benachbarten Geothermie-Kraftwerk Insheim verkauft, das bisher von der Pfalzwerke geofuture GmbH betrieben wurde. Wie sie am 10. Dezember mitteilten, wird diese Tochter ab 1. Januar der in Karlsruhe ansässigen Vulcan Energie Ressourcen GmbH gehören und unter dem neuen Namen "Natürlich Insheim GmbH" ihren Sitz von Landau nach Karlsruhe verlegen. Der Verkaufserlös betrage 31,5 Millionen Euro.

Der neue Eigentümer will das Thermalwasser hauptsächlich zur Gewinnung von Lithium nutzen

Die Vulcan Energie Ressourcen GmbH wurde vor knapp zwei Jahren gegründet. Laut Handelsregister verfolgt sie als Geschäftszweck "die Entwicklung von Geothermieprojekten insbesondere im Zusammenhang mit der Produktion von im Thermalwasser enthaltenen Elementen, insbesondere Lithium". Auch der Erwerb der Anlage in Insheim dient diesem Zweck. Es soll bereits Abnahmeverträge mit dem Volkswagen-Konzern, Stellantis und Renault geben, die das Lithium für die Herstellung von Batterien für Elektroautos benötigen.

Einnahmen aus der Stromerzeugung senken Gestehungskosten

Die Stromerzeugung ist in Insheim also künftig nur noch Nebensache. Sie düfte aber aufrechterhalten bleiben, solange sie die Gestehungskosten der Lithium-Gewinnung senken hilft. Alternativ oder ergänzend wäre auch eine Nutzung des Thermalwassers zur Wärmeversorgung vorstellbar. Schon bisher gab es Überlegungen, eine Nahwärmeversorgung in der Gemeinde Insheim aufzubauen, um mit der Restwärme des Wassers mehrere hundert Haushalte zu versorgen, bevor es wieder in den Boden gepumpt wird. Zunächst wird sich aber erweisen müssen, ob die Lithium-Gewinnung aus den Beimengungen des Thermalwassers großtechnisch realisierbar und wirtschaftlich rentabel ist. Bisher gibt es nur eine Pilotanlage am Landauer Geothermie-Kraftwerk, die demnächst nach Insheim verlagert werden soll.

Auch in Insheim kam es immer wieder zu leichteren Erdbeben

Mit dem Bau des Geothermie-Kraftwerks Insheim wurde 2007 vom Projektentwickler HotRock begonnen. Die Pfalzwerke hatten damals über das Gemeinschaftsunternehmen Geox GmbH soeben den Betrieb des geothermischen Kraftwerks in Landau aufgenommen (071111) und erwarben das Projekt im November 2008. Die Inbetriebnahme erfolgte Ende 2012. Das Wasser wird aus einer Tiefe von etwa 4000 Meter mit einer Temperatur von mehr als 160 Grad nach oben gepumpt und mittels einer OCR-Turbine für den Antrieb des Generators genutzt, der maximal 4,8 MW erzeugen kann. Wie in Landau kam es aber auch in Insheim immer wieder zu Beeinträchtigungen durch Erderschütterungen, die der Pumpenbetrieb verursacht (090912).

 

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