Schufa probt weiterhin den Zugriff auf Konten

Die Wirtschaftsauskunftei Schufa plant weiterhin, Verbraucher in Zukunft auch anhand ihrer Kontoauszüge zu bewerten, was ihr beispielsweise im Bereich der Energiewirtschaft die Warnung vor "Bonushoppern" ermöglichen könnte (200916). Laut Recherchen von NDR, WDR und SZ will sie ihr umstrittenes Projekt "Check Now" nun mit einem Trick durchsetzen, indem sie die Datenschutzbehörde wechselt: Statt der dem Projekt kritisch eingestellten Behörde in Bayern soll plötzlich der hessische Landesdatenschutzbeauftragte zuständig sein.

Die Auskunftei bestätigte am 12. Januar, dass sie "mit beiden Behörden gesprochen" habe. Die in Hessen sei "im Nachgang zu einem Termin mit der bayerischen Aufsicht mit gleicher Post über das Projekt informiert worden". Es sei aber "frei erfunden, falsch und haltlos", dass nun eine Beurteilung durch die hessische Behörde angestrebt werde, weil diese unternehmensfreundlicher sei.

Bei "Check Now" handelt es sich nach Darstellung der Schufa um einen Service für solche Verbraucher, "die auf Basis der bisherigen Risikoprüfung von einem Produkt- oder Kreditanbieter keinen Vertrag erhalten haben". Mit der Zustimmung zur Überprüfung ihrer Konten könnten sie gegebenenfalls ihre bisher schlechte Bonitätsbewertung verbessern. Aus Sicht der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) wird damit "eine rote Linie überschritten". Es bestehe die Gefahr, dass Verbraucher von Versicherungen, Telekommunikations- oder Energieanbietern aussortiert werden oder einen Kredit nur unter ungünstigen Bedingungen bekommen, wenn sie nicht "freiwillig" weitere Daten preisgeben.

"Gleichzeitig bedeutet das Schufa-Projekt eine neue Qualität der Datenauswertung", erklärte vzbv-Vorstand Klaus Müller. "Es geht hier nicht mehr nur um Negativmerkmale, die einen Hinweis darauf bieten können, ob Verbraucher ihre vertraglichen Pflichten nicht einhalten werden. Die Schufa will künftig Zugriff auf unsere Kontobuchungen haben - und damit Einblicke in unser Kaufverhalten, unseren Medienkonsum oder unsere Hobbies. Das führt in letzter Konsequenz zum vollkommen durchleuchteten Verbraucher und erlaubt auch Rückschlüsse auf Herkunft, politische Meinungen, religiöse oder weltanschauliche Überzeugungen."

Links (intern)

• Schufa bestreitet Pläne für Schwarze Liste mit "Bonus-Hoppern" (200916)

• Hintergrund: Die Vorkasse ist tot – der Nachfolger heißt Bonus (März 2013)

• Link-Liste zum Lieferantenwechsel / Vertrieb