Februar 2020

200204

ENERGIE-CHRONIK


 


Die wetter- oder marktbedingte Abschaltung von Windkraftanlagen bewirkte am 9. und 10. Februar unvorhersehbare Schwankungen der Netzeinspeisung und damit Probleme bei der Spannungshaltung.

Zahlreiche Stromausfälle durch Sturmtief "Sabine"

Das Sturmtief "Sabine" hat am 9. und 10. Februar zu zahlreichen Stromausfällen in den Verteilnetzen geführt. Ursache waren meistens entwurzelte Bäume und abgebrochene Äste, die Mittel- und Niederspannungsleitungen beschädigten. Zum Beispiel waren im Versorgungsgebiet der Westnetz auf dem Höhepunkt des Sturms am Abend des 9. Februar rund 30.000 Menschen ohne Strom. Wegen der nach wie vor angespannten Wetterlage kam es im Laufe des folgenden Tags zu weiteren Störungen. Erst am 11. Februar meldeten die meisten der 13 Westnetz-Regionalzentren einen weitgehend normalen Betrieb. Die Schwerpunkte der Störungen lagen insbesondere in Rheinland-Pfalz, im westlichen Rheinland und im Siegerland. Die Reparatur der Schäden nahm noch einige Tage in Anspruch, da manche Leitungen zunächst nur provisorisch wieder in Betrieb genommen werden konnten.

Die ostdeutsche Edis berichtete über 44 Störungen in ihrem Verteilnetz, die in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern zu lokalen Stromausfällen führten. In Süddeutschland, wo "Sabine" etwas später ankam, begannen die Stromausfälle am frühen Morgen des 10. Februar. Nach Angaben des Verteilers Bayernwerk waren in seinem Zuständigkeitsbereich rund 50.000 Kunden betroffen. In Baden-Württemberg war die Netze BW mit der Behebung von Schäden in verschiedenen Landesteilen beschäftigt. So kam es allein in der Region Heuberg-Bodensee-Oberschwaben zu rund 40 großflächigen Mittelspannungs-Störungen. Ähnlich sah es bei anderen regionalen und lokalen Verteilern aus, die über einen hohen Anteil an Freileitungen verfügen.

Erdseil einer Höchstspannungsleitung fiel in den Rhein

Die vier Übertragungsnetzbetreiber meldeten dagegen keine größeren Schäden an ihren Freileitungen. Nach Mitteilung des Systemführers Amprion gab es nur wenige Alarme. Diese Defekte konnte schnell behoben und die Stromleitungen wiedereingeschaltet werden. So riss am 10. Februar im Duisburger Süden das Erdseil einer Höchstspannungsleitung und fiel in den Rhein. Die Wasserschutzpolizei sperrte diesen Bereich kurzfristig für die Schifffahrt, bis das Erdseil – das lediglich dem Blitzschutz dient und keinen Strom führt – geborgen werden konnte. Die überregionale Stromversorgung war zu keinem Zeitpunkt gefährdet.

Erhöhter Bedarf an Blindleistungs-Kompensation

Durch die stark schwankende Windeinspeisung kam es allerdings zu schnell wechselnden Belastungssituationen und damit volatilen Spannungen im Übertragungsnetz. Da nur noch wenige konventionelle Kraftwerke ins Netz einspeisten, verringerte sich die zur Verfügung stehende Blindleistung. Um die Spannung stabil zu halten, musste die Systemführung zusätzlich Blindleistungs-Kompensationsanlagen einsetzen. "Das Stromsystem wird in solchen Situationen immer schwieriger zu führen sein", bemerkte dazu Amprion. "Da immer mehr konventionelle Kraftwerke vom Netz gehen, sind neue technische Anlagen zur Blindleistungs-Kompensation notwendiger denn je." Schon seit Jahren würden an geeigneten Stellen solche Anlagen errichtet. Ausserdem müsse aber auch die Windstromerzeugung mehr als bisher zur Bereitstellung von Blindleistung befähigt werden.

EEG-Vergütungen entfielen für 18 Stunden

Da zahlreiche Windkraftanlagen wetter- oder marktbedingt abschalteten, blieb das Windstromaufkommen um bis zu 10 Gigawattstunden hinter der möglichen Windausbeute zurück. Trotzdem war es mit bis zu 44 GWh ungewöhnlich hoch und stellte rund zwei Drittel der gesamten Stromerzeugung. Das prognostizierte Überangebot drückte am Spotmarkt die Preise in den negativen Bereich. Im vortägigen Handel für den 9. und 10. Februar mussten die Anbieter bis zu 16,95 Euro pro Megawattstunde zuzahlen, um den Strom loszuwerden. Dabei dauerten die Negativpreis-Phasen zweimal sechs Stunden und länger, wodurch die Vergütungen der Windkraftanlagenbetreiber gemäß § 51 EEG für insgesamt 18 Stunden entfielen.

 

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