Januar 2020

200115

ENERGIE-CHRONIK


EWE und Telekom bekommen grünes Licht für "Glasfaser Nordwest"

Der Kommunalkonzern EWE und die Deutsche Telekom haben im Januar das gemeinsame Unternehmen "Glasfaser Nordwest" gegründet, nachdem das Vorhaben am 30. Dezember vom Bundeskartellamt genehmigt wurde. Allerdings hatte die Behörde erhebliche Bedenken gegen die ursprünglich vorgesehene Form der Zusammenarbeit und verband ihre Zustimmung mit Auflagen (siehe PDF).

Bereits im Dezember 2017 hatten EWE und Telekom eine unverbindliche Absichtserklärung unterzeichnet und das Vorhaben bekanntgegeben. Im März 2019 meldeten sie es beim Bundeskartellamt an. Dieses hatte unter anderem Bedenken, dass die Kooperation von zwei derart starken Telekommunikationsanbietern den Wettbewerbsdruck dämpfen und zu einer Verlangsamung des Ausbaus führen könne. Die beiden Antragsteller machten deshalb verbindliche Zusagen für einen schnellen Ausbau des Netzes und dessen Öffnung für Wettbewerber. Eine weitere Auflage des Bundeskartellamts bestand darin, dass die beiden Geschäftspartner sich nur separat an Ausschreibungen zur Förderung von unterversorgten ländlichen Gebieten beteiligen dürfen.

Glasfaserleitungen nutzen bestehende Netzinfrastruktur und werden bis zu den Endkunden verlegt


Nach Feststellung des Bundeskartellamts liegt der gemeinsame Marktanteil von Telekom und EWE bei festnetzbasierten Internetzugängen im Gebiet der EWE schon jetzt zwischen 50 und 70 Prozent. Das Gemeinschaftsunternehmen wurde deshalb nur mit Auflagen genehmigt.
Grafik: EWE

Das neue Unternehmen wird in Teilen Niedersachsens, Nordrhein-Westfalens und Bremens die bestehenden Netze der EWE für die Verlegung von Glasfaserleitungen nutzen, um bis zu 1,5 Millionen Haushalte und Unternehmen mit schnellem Internet zu versorgen. Es handele sich um die bislang größte Gründung zum Ausbau des Glasfasernetzes in Deutschland, unterstrichen die Beteiligten bei der Vorstellung des Projekts am 15. Januar. Die Glasfaserleitungen sollen dabei nicht an den Verteilerkästen enden, wie das bisher meistens der Fall ist, sondern bis zu den Endkunden verlegt werden.

Investitionskosten bis zu zwei Milliarden Euro

Mit dem Ausbau des Glasfasernetzes soll umgehend begonnen werden. Die beiden Partner rechnen mit bis zu zwei Milliarden Euro Investitionskosten über einen Zeitraum von zehn Jahren. Die ersten Ausbaugebiete befinden sich in Belm und Cloppenburg, gefolgt von Achim, Bremen, Bremerhaven, Delmenhorst, Emsdetten, Georgsmarienhütte, Oldenburg, Stade, Tostedt, Weyhe und Vechta.

Bislang unterversorgte Gebiete werden von dem Unternehmen nur insoweit erschlossen, als dies rentabel erscheint, weil ihm die Inanspruchnahme staatlicher Fördergelder untersagt ist. Gemäß den kartellrechtlichen Auflagen dürfen sich EWE und Telekom aber wie bisher einzeln um solche Förderprojekte bewerben.

Aufträge und Netzzugänge müssen "wettbewerbsoffen" vergeben werden

In den ersten beiden Jahren werden die auszubauenden Gebiete vorab festgelegt, wobei die beiden Mutterunternehmen Telekom und EWE wie bisher den Ausbau übernehmen. Im Anschluss vergibt die Glasfaser Nordwest die Ausbaugebiete in einem wettbewerbsoffenen Auswahlverfahren. Wettbewerbsoffen bedeutet, dass sie sich für das beste Angebot zum Infrastrukturausbau entscheidet. Dadurch sollen auch Dritte eine Chance auf Auftragsvergabe haben.

Das Gemeinschaftsunternehmen will nicht selber als Anbieter von Telekommunikationsdiensten an Endkunden auftreten, sondern sich darauf beschränken, "EWE, Telekom und anderen Telekommunikationsunternehmen wettbewerbsoffen Glasfaserzugänge anzubieten". Andere Unternehmen können diese Glasfaserinfrastruktur zu festgelegten Konditionen einkaufen, mit eigenen Produkten "veredeln" und ihren Endkunden als eigenständiges Produkt anbieten.

Am Unternehmenssitz in Oldenburg werden rund 35 Beschäftigte arbeiten. Als Geschäftsführer wurden Christoph Meurer und Oliver Prostak bestellt. Prostak war zuletzt Market Development Leiter in der Vertriebssteuerung im Zentrum Wholesale bei der Telekom Deutschland in Bonn. Meurer war zuletzt Leiter Strategische Kooperationen bei EWE TEL in Oldenburg.

 

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