Juli 2018 |
180713 |
ENERGIE-CHRONIK |
Allerdings ist die Messung des Strom- , Gas- und Wasserverbrauchs, die traditionell von den Verteilnetzbetreibern besorgt wird, kein Privileg mehr und verschmilzt im Zuge von "Smart-Metering" perspektivisch mit dem herkömmlichen Submetering-Geschäft. Auf diese Entwicklung wird das Bundeskartellamt ein wachsames Auge haben müssen, damit die Verbraucher von einer oligopolistisch verfaßten Messdienstleister-Branche künftig nicht noch mehr geschröpft werden. |
Die Minol Messtechnik W. Lehmann GmbH & Co. KG hat das dänische Unternehmen Brunata International übernommen. Ein entsprechender Vertrag wurde am 8. Juli in Kopenhagen unterzeichnet. Die mittelständische Firmengruppe ist damit nach eigener Darstellung "europa- und weltweit der drittgrößte Anbieter von Submetering-Lösungen". Im vergangenen Jahr hat sie mit weltweit 3.200 Mitarbeitern einen Umsatz von rund 322 Millionen Euro erzielt. Mit der Übernahme von Brunata International kommen weitere 300 Mitarbeiter und ein Umsatz von 40 Millionen Euro hinzu.
An der Rangfolge der in Deutschland tätigen Meßdienstleister ändert sich dadurch freilich wenig. Wie das Bundeskartellamt in seiner "Sektoruntersuchung Submetering" festgestellt hat, teilen sich die beiden Marktführer Techem und Ista 50 bis 60 Prozent des Marktvolumens. Mit deutlichem Abstand folgen fünf weitere Firmen mit Umsatzanteilen zwischen fünf und zehn Prozent. Neben Minol gehören dazu die drei Brunata-Firmen in München, Hürth und Hamburg sowie Kalorimeta. Auf den Rest der rund 300 Firmen in dieser Branche entfielen nur noch Krümel in der Größe von durchschnittlich 0,1 Prozent. Die Behörde sah deshalb "erhebliche Anhaltspunkte für das Vorliegen eines wettbewerbslosen Oligopols, dem zumindest die beiden Marktführer, möglicherweise aber auch weitere der größten fünf Anbieter, angehören" (170502). Schon vor 16 Jahren hatte sie eine Übernahme von Minol durch den Ista-Vorläufer Viterra untersagt, weil dadurch das wettbewerbslose Duopol aus Techem und Viterra noch verstärkt worden wäre.
Die in Leinfelden-Echterdingen bei Stuttgart ansässige Minol Messtechnik ist ein Familienunternehmen, das 1948 als "Minol Mineralölimport" gegründet wurde und sich ab 1952 mit einer Lizenz des dänischen Unternehmens Brunata zunehmend auf den Geschäftsbereich Wärmemessung verlegte. Das Unternehmen hat nichts mit dem Tankstellenbetreiber VEB Minol zu tun, der einst die DDR mit Kraft- und Schmierstoffen versorgte und heute als Marke des französischen Mineralölkonzerns Total fortlebt. Es betreibt aber weiterhin eine Minol-Tankstelle in Pleidelsheim bei Stuttgart, um die Namensrechte nicht verfallen zu lassen. Aus demselben Grund hat Total in Ostdeutschland vier Tankstellen mit dem Schriftzug "Minol" versehen.
Die insgesamt vier Firmen, die in Deutschland unter "Brunata" bekannt sind, verbindet dagegen mehr, denn sie haben allesamt in den fünfziger Jahren eine Lizenz des dänischen Wärmemessungs-Pioniers Brunata erworben. Diese Lizenzen wurden jeweils für bestimmte Regionen vergeben. Zum Beispiel erwarb die Firma Minol die Rechte für Baden-Württemberg und Saarland sowie Teile von Hessen, Rheinland-Pfalz und Bayern. Da sie nur in diesem Gebiet als "Minol Brunata" auftreten durfte, gründete sie 1983 für ihre bundesweiten Aktivitäten die "Minol Messtechnik", in der 1995 die "Minol Brunata" aufging. Wegen des hohen Bekanntheitsgrades verwendet sie diese Marke aber im Südwesten bis heute noch.
Die vier Brunata-Firmen gründeten 1983 für gemeinsame Aktivitäten die "Metrona Wärmemesser Union". Als im folgenden Jahr die Stuttgarter Minol bundesweit aktiv wurde und die Kooperation verließ, wurde daraus die "Brunata-Metrona"-Gruppe, die seitdem der Minol Brunata in deren angestammtem Gebiet als "Metrona" Konkurrenz macht. Im übrigen blieb das Geschäft der drei Brunata-Metrona-Firmen weiterhin regional geprägt. Ungeachtet der Zusammenarbeit handelt es sich um jeweils selbständige Unternehmen: Die Firmen in München und Hamburg befinden sich in Familienbesitz. Die einst von Carl Schultheiss gegründete Brunata-Metrona in Hürth ist dagegen seit 2003 eine hundertprozentige Tochter der Stadtwerke Köln.