Februar 2018

180207

ENERGIE-CHRONIK


 

"Groningen hat die Schnauze voll – genug ist genug" heißt es auf diesem Plakat, mit dem zu einem Fackelzug gegen NAM & Co. in der Hauptstadt der Provinz aufgerufen wurde.    Schwerpunkt der seismischen Aktivitäten, die auf der Richter-Skala Magnituden bis über 3 erreichen, ist die Provinz Groningen, die an Deutschland grenzt. Aber auch in Nordholland und über den Erdgas-Lagerstätten in der Nordsee wurden starke Beben registriert.

Erdbeben zwingen Niederlande erneut zur Drosselung der Erdgas-Förderung

Mehrere Erdbeben, die seit Jahresanfang die Provinz Groningen erschütterten, haben die Niederlande erneut zur Drosselung der Erdgas-Förderung gezwungen. Am 1. Februar wurde die Fördergesellschaft Nederlandse Aardolie Maatschappij (NAM) von der staatlichen Bergbauaufsicht (SodM) angewiesen, die fünf Förderstätten bei der Gemeinde Loppersum vollständig zu schließen und die Förderung aus dem gesamten Groninger Gasfeld von derzeit 21,6 auf maximal 12 Milliarden Kubikmeter jährlich zu reduzieren. Am 13. Februar ordnete die Behörde außerdem die Schließung der beiden Förderstätten Maasdijk und Monster an, weil die zulässigen Mengen stark überschritten worden waren. Für jeden Kubikmeter Erdgas, den sie dort noch fördert, muss NAM jetzt ein Zwangsgeld von 50 Cent zahlen. Die Gesellschaft gehört jeweils zur Hälfte Shell und Esso.

Schwerste Erschütterung seit fünf Jahren

Am 8. Januar war es bei Loppersum zum schwersten Erdbeben seit fünf Jahren gekommen. Das Epizentrum lag in der Gemeinde Zeerijp und erreichte eine Stärke von 3,4 auf der Richter-Skala. Es war das schwerste Beben seit fünf Jahren in der Region. Menschen kamen nach Angaben der Behörden nicht zu Schaden. Das Ausmaß der Gebäudeschäden blieb zunächst unklar. Erneute Beben gab es am 8. Februar bei Loppersum (Magnitude 2,0), am 10. Februar bei Scharmer (1,7) und am 11. Februar bei Garrelsweer (2,2).

Auch Auswirkungen auf deutschen Gasmarkt möglich

Die Erdbeben sind auf die allmähliche Entleerung der Gasblase zurückzuführen, die sich in mehr als zweieinhalb Kilometern Tiefe unter der Erdoberfläche befindet und seit 1959 angezapft wird. Leichte Beben traten erst ab 1986 auf. Sie wurden aber lange Zeit für nicht gefährlich erachtet, zumal die NAM zunächst einen Zusammenhang mit der Gasförderung bestritt. Das begann sich erst 2012 zu ändern, als in dem Dorf Huizinge ein Beben den bisher angenommenen Höchstwert von 3,3 auf der Richter-Skala überschritt. Schon im April 2015 hatte das höchste Verwaltungsgericht des Landes die Förderung um den Ort Loppersum nahe der deutschen Grenze per einstweiliger Verfügung untersagt. Ein totales Förderverbot, wie es von Betroffenen und Politikern verlangt wurde, lehnte das Gericht aber ab, um nicht die inländische Versorgung und die Exportverpflichtungen der NAM zu gefährde (150605). Zu den Importeuren von niederländischem Erdgas gehört nicht zuletzt Deutschland, wo die Probleme der NAM den Zeitplan für die Umstellung von L-Gas auf H-Gas durcheinander bringen könnten (160801).

Minister will Vorschläge zur Absenkung der Förderung machen

Der niederländische Wirtschaftsminister Erik Wiebes, dem die Bergbaubehörde untersteht, will Gespräche mit den Nachbarländern Frankreich, Belgien und Deutschland führen, um den Export zu reduzieren. Zum anderen sollen niederländische Industriekunden ihren Bedarf in den kommenden vier Jahren auf H-Gas oder nachhaltige Alternativen umstellen (das niederländische L-Gas hat einen geringeren Brennwert als hochkalorisches H-Gas). Wiebes verlangte von NAM die Vorlage eines Berichts mit Änderungsvorschlägen. Er kündigte an, bis Ende des Quartals dem Parlament verschiedene Szenarien zur Absenkung der Fördermengen vorzulegen. Diese bilden dann die Grundlage für einen neuen Genehmigungsbeschluss zur Förderung im Gebiet Groningen, der bis Anfang Juni in Kraft treten soll.

 

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