Juli 2017 |
170713 |
ENERGIE-CHRONIK |
Mit einem groß angelegten Forschungsprogramm wird das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) mit Unterstützung des Bundesumweltministeriums mögliche gesundheitliche Auswirkungen von Stromleitungen untersuchen. Geplant sind über 30 Vorhaben und Projekte. Das etwa 18 Millionen Euro kostenschwere Paket wurde am 11. Juli von der Parlamentarischen Staatssekretärin des Bundesumweltministeriums, Rita Schwarzelühr-Sutter, und der Präsidentin des BfS, Inge Paulini, auf einer Fachtagung in Berlin vorgestellt.
Ob die 18 Millionen Euro neue Erkenntnisse bescheren, darf bezweifelt werden. Zumindest für die niederfrequenten Felder der Stromversorgung liegen bisher keine Erkenntnisse über gesundheitliche Gefährdungen vor, die durch elektrische oder magnetische Felder bei den üblichen Abständen entstehen könnten. Erst recht gilt dies für Gleichstrom, wie er bei den geplanten "Stromautobahnen" für den Energietransport verwendet wird. Problematischer sind die hochfrequenten Felder der alltäglichen Umgebung, die in letzter Zeit vor allem durch die Ausbreitung des Mobilfunks und die Ersetzung von Kabelverbindungen durch Schnurlos-Techniken stark zugenommen haben.
"Bislang ist ein Zusammenhang von Stromleitungen und gesundheitlichen Belastungen nicht nachgewiesen worden", räumte Inge Paulini ein, die seit April 2017 das Bundesamt für Strahlenschutz leitet. "Auf dieser Erkenntnis ruhen wir uns aber nicht aus, denn es gibt, wie bei anderen Themen auch, einzelne wissenschaftliche Hinweise zu gesundheitlichen Wirkungen."
Anscheinend geht es der Bundesregierung um eine flankierende Maßnahme zum Netzausbau: Sie befürchtet, daß die ohnehin starken Widerstände gegen den Bau der geplanten "Stromautobahnen" durch ein Wiederaufflammen der "Elektrosmog"-Ängste verstärkt werden könnten, die vor ungefähr zwanzig Jahren ihren Höhepunkt erreichten (siehe Buchbesprechungen). Paulini deutete dies mit den Worten an: "Wir stellen unsere Erkenntnisse immer wieder neu auf den Prüfstand und gehen neuen Fragen nach, um den bestmöglichen Strahlenschutz zu gewährleisten. Damit können wir auch beim notwendigen Stromnetzausbau dazu beitragen, die Diskussion zu versachlichen."